Na gut, weil ich heute schon soooo früh dran war und die Sana damit vollkommen geschockt habe, gibt's jetzt noch ein kleines Zwischenspiel ... ausnahmsweise mal ohne Marc und Gretchen ... die beiden gibt es dann morgen wieder.
Alle, die jetzt ein FSK 18 - Kapitel erwartet haben, muss ich leider enttäuschen. Ich hab mir zwar überlegt eins zu schreiben, aber ich denke, euer Kopfkino hat auch so funktioniert. Man muss nicht alles ausschreiben ...
Hiermit wünsch ich allen eine angenehme Nachtruhe.
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XI/01 Ärzte-WG Küche – früher Abend
Gina und Mehdi kommen nach einem langen Arbeitstag im Krankenhaus in die kleine Wohnung und sind gespannt, was Gretchen ihnen zu essen gemacht hat. Als sie die Küche betreten, sieht es darin aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, die Zutaten liegen in der ganzen Küche verteilt herum, teils bereits geschnitten, teils schon angetrocknet. Beide werfen sich fragende Blicke zu.
Gina klopft an Gretchens Tür, bekommt aber kein Herein. Nur um zu sehen, ob sie vielleicht gar nicht Zuhause ist, öffnet sie vorsichtig Gretchens Tür und steckt den Kopf hinein. Ihre Augen weiten sich, als sie sieht, dass Gretchen sehr wohl Zuhause ist. Leise schließt sie die Tür wieder und geht zu Mehdi, der dabei ist, das Küchenchaos zu beseitigen.
„Und?“ „Ähm …“ „Ja, was?“ „Gretchen ist … im Bett.“ „Um die Zeit?“ „Ähm … nicht allein.“ „Was?“ „Marc“, flüstert Gina so leise, dass Mehdi mehr von ihren Lippen lesen muss, als dass er es hört. „Haben die … hast du etwa … Oh mein Gott!“ Mehdi fährt sich fahrig durch die Haare. „Ähm, nein … sie schlafen.“ „Oh gut, ich dachte schon, die …“ „Was, Mehdi? Ich würde spannen? Entschuldige mal! Hast du nicht gesagt, Marc würde es diesmal ernst meinen? Warum schockiert dich das dann jetzt so, dass er hier ist?“ „Ich … ich weiß nicht.“ „Sie sahen beide glücklich aus.“ „Ich hab Hunger, lass uns aus diesem Wirrwarr irgendetwas Essbares machen.“
Gina und Mehdi überblicken die Zutaten und beschließen einen Eintopf zu kochen. In stiller Eintracht schnippeln sie Gemüse. Jeder hängt seinen Gedanken nach, und sind dabei beide beim gleichen Thema.
„Hast du Gretchen deswegen heute frei gegeben?“ unterbricht Gina plötzlich die Stille. Mehdi nickt daraufhin nur und beide widmen sich wieder ihrer Schnippelei.
Als der Topf auf dem Herd steht, schnappt Mehdi sich seine Jacke. „Ich geh noch mal … ich brauch frische Luft. Bin bald zurück.“ „Okay.“
So, jetzt geht's auch schon weiter. Bisschen Komik und bisschen Romantik am Ende. Zufrieden?
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XI/02 Ärzte-WG – Abend
Vom Geklapper wird auch Gretchen wach, die sich erst einmal sortieren muss. Draußen ist es noch hell. Dann spürt sie den Arm, der auf ihr liegt, und sie dreht den Kopf zur Seite. Da ist es wieder, dieses so vertraute Gefühl, dass sie schon die letzten Male gespürt hat, als sie neben Marc aufwachte. Er ist hier. Er war ihr nach Afrika gefolgt. Und das allerwichtigste war, er hatte ihr endlich gestanden, dass er sie liebte. Verträumt schaut sie einen Moment auf Marc, dann schlüpft sie unter seinem Arm durch und sucht sich ihre Sachen zusammen, die überall im Zimmer herumliegen. Ihr wird heiß bei dem Gedanken an die vergangenen Stunden.
Aber ihr wird auch immer bewusster, wie sehr sie Marc liebt und dass sie ohne ihn nicht würde leben können. Und sie hofft, dass es ihm endlich genau so geht.
Leise huscht sie aus dem Zimmer und findet Gina in der Küche.
„Na, ausgeschlafen?“ „Was? Wieso? Ich …“ „Ich hab euch gesehen.“ „Du hast was???“ „Keine Sorge. Ich wollte nur wissen, ob du überhaupt da bist. Ich hab geklopft, aber bei dir war alles ruhig, Mausi. Da hab ich nur mal geguckt. Bist du glücklich?“ „Sehr“, sagt Gretchen strahlend und das Lächeln zeigt sich auch in ihren Augen. „Ich wünsch es dir sooooo sehr. Habt ihr euch ausgesprochen?“ „Ja. Und er hat mir gesagt, dass er mich liebt.“ „Nein!?“ „Doch!“ „Und du bist dir da ganz sicher, Mausi? Nicht, dass du da wieder was falsch verstanden hast?“ „Was ist an ‚ich liebe dich‘ falsch zu verstehen?“ Gina zieht Gretchen daraufhin in ihre Arme. „Ich freu mich so für dich … für euch.“
Ein Räuspern lässt die beiden Frauen auseinander fahren.
„Marc!“ Gina ist überrascht, als sie Marc in der Tür stehen sieht. „Gina.“
„Marc!“ Inzwischen ist auch Mehdi wieder da und ist ebenfalls ein bisschen überrascht, Marc zu sehen. „Mehdi!“
Gretchen ist inzwischen ob des Anblicks, den Marc ihr bietet, etwas rot angelaufen, denn er steht lässig nur in Boxershorts an den Türrahmen gelehnt.
„Marc!“ „Ähm … Gretchen?“ Verwirrt schaut sich Marc zwischen den dreien hin und her. „Äh … was wird das hier?“
Gretchen springt auf und zieht Marc mit sich in ihr Zimmer.
„Ähm, ich weiß ja, dass du mir nicht widerstehen kannst, aber …“ „Marc!!!“ „Ja, ist ja gut, ich weiß, wie ich heiße.“ „Kommst du mal von deinem Egotrip runter, und würdest du dir BITTE etwas anziehen?“ „Ähm???“
Gretchen schaut ihn bittend an, woraufhin Marc seine Sachen zusammensucht und sich anzieht. Gretchen beobachtet ihn dabei auffallend.
„Was?! Erst soll ich mich anziehen, jetzt ziehst DU mich mit deinen Blicken schon wieder aus.“ „Was?!? Tu ich gar nicht!“ „Tust du wohl.“ „Gar nicht“, schmollt Gretchen. „Komm mal her.“
Marc zieht Gretchen an sich und gibt ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
„Alles in Ordnung, Hasenzahn?“ „Ja. Ich will nur nicht, dass die denken, dass wir … du weißt schon.“
Marc muss lachen.
„Warum lachst du jetzt?“ „Du bist süß … und so … egal. Aber Mehdi und Gigi sind nicht dumm. Ich glaube, die wissen, was WIR gemacht haben. Na und?“ „Na und?!“ „Ich liebe es, wenn du so verklemmt tust.“ „Ich bin nicht verklemmt!“ „Doch, bist du, Gretchen. Und das weißt du auch. Aber das ist in Ordnung. Ich mag dich doch genau so.“ „Du magst mich?“ „Mehr als das.“ „Wie viel mehr?“ „Warte, ich zeig’s dir.“
Marc nimmt Gretchens Gesicht zwischen seine Hände und schaut ihr tief in die Augen, bevor er sie leidenschaftlich küsst. Zuerst tupft er nur kleine Küsse auf ihren Mund, bevor er den Kuss intensiviert, dass es Gretchen wieder einmal fast den Boden unter den Füßen wegzieht. Nach einer gefühlten Ewigkeit lässt er von ihr ab und legt seine Stirn an ihre und flüstert atemlos: „So viel mehr.“
ich gehe gleich zur Arbeit. Deswegen gibt es das Kapitelchen jetzt schon. Sana, ich hatte dich ja schon vorgewarnt.
Und wir machen's heut mal umgekehrt. Erst die Romantik, dann was zum Lachen. Habt Spaß dabei.
Wünsch euch allen einen wunderschönen Tag und freu mich auf eure Kommentare.
LG das Krümelchen
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XI/03 Ärzte-WG – Abend
Gretchen steht an Marc gelehnt und genießt einfach nur den Augenblick, ihm gerade so nahe zu sein. Marc seinerseits genießt Gretchens Nähe und ihren warmen Körper an seinem. Er saugt den Duft ihres Haares in sich auf. Und trotzdem ist da der Schatten der Zukunft. Marc schließt die Augen … in seinem Kopf fahren die Gedanken Achterbahn. Dann schüttelt er den Kopf. Nein, heute würde er sein Glück einfach nur genießen. Er hatte es ihr gesagt: Ich liebe dich. Er hatte diese Worte endlich über seine Lippen gebracht. Und es war ihm bei weitem nicht so schwer gefallen, wie er es sich vorgestellt hatte. Ja, er liebt sein Gretchen, und … er wollte sie glücklich machen.
Ein Klopfen reißt beide aus ihrer Stimmung, in der es nur sie beide gab.
„Ja?“
Mehdi steckt den Kopf zur Tür herein.
„Sorry, ich wollte nicht stören.“ „Tust du doch nicht“, murmelt Marc durch zusammengebissene Zähne, wodurch er sich von Gretchen einen Rippenstoß einfängt. „Was gibt es?“ „Ich wollte nur fragen, ob ihr mit uns esst. Wär ja schade, ums Essen.“ „Klar.“ „Okay. Ist gleich fertig.“
Mehdi schließt die Tür wieder hinter sich und lässt die beiden allein.
„Marc?“ „Hm?“ „Ich bin so froh, dass du hier bist.“ „Klar. Mit Mehdi in einer Wohnung … gruselig.“ „Marc!“ „Ja, schon gut. Aber ich versteh immer noch nicht, wieso du mit den beiden Pappenheimern … wie du mit denen zusammen wohnen kannst. Oder kocht Mehdi sooo gut?“
Marc fängt sich einen weiteren Stoß in die Rippen ein und seufzt gespielt leidend auf. Gretchen streichelt ihm liebevoll über die Stelle und gibt ihm dann noch einen Kuss, bevor sie ihn mit in die Küche zieht.
„Fein, dann können wir ja jetzt essen. Dachte schon, wir dürften es noch mal aufwärmen, weil ihr schon wieder was Besseres zu tun hättet“, grinst Mehdi. „Mehdi!“ „Neidisch, mein Freund?“ „Marc!“
Marc gibt Gretchen einen Kuss, damit sie sich beruhigt.
„Na, keine Fummelei bei Tisch. Das könnt ihr später noch. Hier sind auch noch andere Personen anwesend.“ „Mehdi, willst du dir noch eine einfangen?“ „Öh, lass mal … eine reicht.“ „Gut, da wir das ja nun geklärt haben. Was gibt’s? Ich hab Hunger.“
Marc hebt den Deckel vom Topf und schaut mit einem Naserümpfen hinein. Dann nimmt er die Kelle und tut sich was auf den Teller. Er nimmt den Löffel, stochert zunächst ein bisschen drin rum, steckt sich dann aber doch mutig den ersten Löffel in den Mund. Dass ihn drei Augenpaare bei dieser Aktion komisch anstarren, wird ihm erst jetzt richtig bewusst. Deswegen blickt er auf.
„Was ist?“ „Nichts.“ „Nichts.“ „Nichts. Und schmeckt’s?“ „Hm. Kann man essen.“
Gretchen muss als erste lachen über Marcs Gesichtsausdruck, dann stimmen alle anderen mit ein, was die Stimmung um einiges lockert. Marc ist so lieb und füllt Gretchens Teller. Dann beugt er sich zu ihr hinüber und flüstert ihr – für die anderen unverständlich – ins Ohr: „Schön aufessen, es wird eine lange Nacht.“ Gretchen verschluckt sich daraufhin an ihrem Bissen und läuft dunkelrot an. Besorgt klopft Marc ihr auf den Rücken, bis sich ihr Hustenanfall gelegt hat.
„Geht’s besser?“ „Hm.“ Gretchen nickt mit immer noch rotem Gesicht.
Heute nur ein kleiner Zwischenteil mit Cliffwarnung. @FrauUngeschickt: es ziehen doch Wolken auf.
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XI/04 Ouagadougou – Abend
Nachdem Gretchen sich von ihrem Hustenanfall erholt hatte, verlief das restliche Essen locker. Die Konversation fand dabei hauptsächlich zwischen Marc und Mehdi statt. Marc war plötzlich sehr interessiert an der Arbeit, die die drei Ärzte in Afrika leisteten. Und er konnte sich auch nicht wirklich vorstellen, wie es wäre in einem Krankenhaus zu arbeiten, das nicht mit den neuesten technischen Gerätschaften ausgestattet war. Er ließ sich von Mehdi vieles genau schildern und beschloss dann, am nächsten Tag seine Freunde zu begleiten und sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Außerdem musste er ja schon wegen dem Professor genau wissen, was los war. Der würde ihn nach seiner Rückkehr bestimmt dazu aushorchen, ob er sich an seine Anweisungen gehalten hätte.
Aber den Abend würde er mit Gretchen verbringen. Deshalb wollen beide nach dem Abendessen noch ein bisschen nach draußen … natürlich auch in der Hoffnung, dass Mehdi und Gigi bereits schlafen würden, wenn sie wiederkamen.
„Gretchen, kommst du? Wieso brauchst du denn so lange?“ „Komme ja schon.“
Marc zieht Gretchen in seine Arme. Eigentlich würde er am liebsten mit ihr hier bleiben und da weitermachen, wo sie am Nachmittag aufgehört hatten, aber er kannte Gretchen, sie würde nie, wenn sie wüsste, dass im Nachbarzimmer …
Gretchen holt ihn aus seinen Gedanken, als sie ihm zärtlich über die Wange streicht.
„Können wir?“ „Ja, entschuldige. Komm.“
Marc nimmt sie an die Hand und gemeinsam verlassen sie die Ärzte-WG. Da Gretchens Fuß immer noch leicht schmerzt, stützt Marc sie auf der Treppe.
„Geht es? Oder sollen wir lieber hier bleiben?“ „Nein, es geht. Sind ja nur die paar Stufen.“
Dann umfängt sie die warme Nachtluft Afrikas. Alles riecht so anders. Es ist weniger hektisch als in Berlin. Aber alles ist so angenehm. Gretchen hakt sich bei ihm ein, und gemeinsam laufen sie durch die Straßen der Stadt. Gretchen kuschelt sich an Marc, der schützend seine Hand um ihre Schulter gelegt hat.
„Bist du glücklich?“ Gretchen schaut ihn an und nickt. „Sehr.“
Sie finden einen kleinen Platz, auf dem ein paar Bänke zum Verweilen einladen. Die beiden nehmen Platz und schauen sich einfach nur in die Augen. Marc nimmt ihr Gesicht in beide Hände und küsst sie. Es fühlt sich so gut an, denkt er sich. Gretchen genießt einfach nur, denn Marc schafft es gänzlich, dass sich ihr Verstand immer wieder verabschiedet.
„Gretchen, ich …“ „Ja, Marc?“ „Wir müssen nochmal reden.“
Gretchen richtet sich verwundert auf und schaut in das Gesicht des geliebten Mannes. Seine Stirn liegt in Falten. Irgendetwas bedrückt ihn. Über Gretchens Rücken zieht sich ein Schauer.
„Marc? Was …?“
Marc rauft sich durch die Haare, weil er weiß, dass ihr nicht gefallen wird, was er ihr zu sagen hat.
Und weiter geht es! Hoffentlich seid ihr mir nicht allzu böse. Dafür verschon ich euch heute mit einem Cliff. Das ist doch auch was.
@Amira: Ich muss das einfach tun, auch wenn du das nicht willst.
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XI/05 Ouagadougou – auf der Bank – Abend
„Gretchen, ich … weiß jetzt gar nicht … wo ich anfangen soll, weil …“ „Weil?“ „Weil … weil ich möchte, dass du DAS hier durchziehst.“
Gretchen schaut ihn fragend an.
„Was … meinst du?“
Marc dreht sich zu ihr und nimmt ihre Hände in seine.
„Hör zu, Gretchen, ich habe nachgedacht. Vielmehr … ich … es geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Das, was du … damals gesagt hast, bevor wir … also, dass du das tun würdest, wovor du am meisten Angst hättest. Du erinnerst dich?“
Gretchen nickt nur, denn sie muss schon wieder gegen die aufkommenden Tränen ankämpfen. Sie beschleicht ein ungutes Gefühl, worauf dieses Gespräch hinauslaufen könnte. Und sie hat Angst, dass er ihr sagen könnte, dass er sie …
„Gretchen, bitte nicht weinen, bitte nicht.“ „Aber … ich … du …“ „Scht… lass uns bitte vernünftig darüber reden. Ich will dir doch nur sagen, dass … dass ich dich unheimlich mutig finde, dass du das … hier machst. Und ich möchte einfach nicht, dass du das … wegen mir … abbrichst.“ „Aber … du … hast gesagt, dass …“ „Dass ich dich liebe? Ja, das tu ich auch … wirklich. Aber du willst doch deinen Facharzt so schnell wie möglich machen, oder?“
Gretchen nickt. Mittlerweile kann sie die Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Weißt du, das hier ist so eine große Chance für dich, das darfst du nicht von mir abhängig machen. Das würde ICH mir nie verzeihen.“ „Du? Aber … wieso?“ „Gretchen, ihr könnt hier wirklich was erreichen und du willst doch, dass ich stolz auf dich bin, oder?“ „Ja“, kommt es tränenerstickt. „Okay, dann versprich mir, dass du die Sache wirklich durchziehst. Mach mich stolz, Kleines.“ „Marc“, Gretchen klammert sich an ihn, als ob sie Angst hätte, er würde aufstehen und gehen. „Lass mich nicht … allein.“ „Ich bleib bei dir.“ „Du bleibst?“ „Naja, also ich hab ja noch eine Woche Urlaub.“ „Und dann?“ „Dann fahr ich zurück. Ich kann doch nicht einfach in Berlin alles stehen und liegen lassen. Wer soll sich denn um die Patienten kümmern? Stell dir doch mal vor, da muss jetzt alles drunter und drüber gehen, jetzt wo das gesamte kompetente Personal hier … also mal abgesehen von deinem Vater natürlich.“
Gretchen schaut ihn aus verweinten Augen an und ein kleines Lächeln zaubert sich auf ihre Lippen.
„Siehst du. Das kannst du dir nicht vorstellen.“ „Du … findest mich … kompetent?“ „Natürlich, Hasenzahn. Hatte nie eine begabtere Assistenzärztin.“
Gretchens fragender Blick spricht Bände, weswegen Marc schnell ergänzt:
„…oder –arzt, also, du weißt schon, was ich meine.“ „Du bist süß, Marc.“ „Ähm … hatten wir DAS Thema nicht schon mal?“ „Oh, entschuldige. „Okay. Also ist es abgemacht? Du bleibst hier und ich schaue in Berlin nach dem Rechten?“
In Gretchens Kopf fängt es an zu rattern. Marc hatte ihr gesagt, dass er sie wirklich für talentiert hielt. Und das, wo er doch noch nie jemanden gelobt hatte. Aber warum wollte er dann, dass sie in Afrika blieb? Klar, es würde sich auf jeden Fall gut in ihrer Vita machen und ihr soziales Engagement bestätigen, aber wenn sie sich vorstellte, dass sie noch weitere 11 Monate von Marc getrennt sein würde … Gretchen seufzt laut auf.
„Gretchen?“ „Was? Oh, äh …“ „Also?“ „Ich … muss darüber nachdenken, Marc.“ „Okay. Dann lass uns heim gehen. Ist schon spät.“
Marc steht auf und greift nach Gretchens Hand, die sich gern von der Bank hochziehen lässt. Marc weiß, dass Gretchen über seinen Vorschlag nachdenken wird. Immerhin hatte er schon immer großen Einfluss auf sie. Und so würde er in Berlin noch ein paar Dinge regeln können, bevor sie zu ihm zurückkehren würde.
meine Lieben. Ich stürze mich gleich in die Arbeit (es wird ein langer Tag heut) und stell euch noch schnell das Kapitel ein.
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende.
Und bin gespannt, wer mein Number1 Kommentierer heute wird.
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XII/01 – Ärzte-WG Gretchens Zimmer - Morgen
Gretchen ist an diesem Morgen vor Marc wach. Lächelnd betrachtet sie ihren … Freund(?). Marc liegt mit vollkommen entspanntem Gesicht neben ihr in dem kleinen Bett, ein Bein hat er über ihres gelegt. Gretchen denkt an letzte Nacht. Sie fährt Marc zärtlich durchs Gesicht, der grunzt nur leicht und dreht sich dann auf die andere Seite, schläft aber weiter. Gretchen holt ihr Tagebuch hervor.
Liebes Tagebuch,
es ist so viel passiert in den letzten Tagen. Marc ist hier! Ja, er ist nach Afrika gekommen. Offiziell um die Medikamentenlieferung zu betreuen, aber das glaube ich nicht. Glaube ja, er ist wegen mir hier. Das war so süß, wie er plötzlich vor der Tür stand und nicht nachgeben wollte, bis ich ihn angehört hab. Und dann hat er es gesagt. Er liebt mich. Und ich blöde Kuh hab das gar nicht mitgekriegt, also zuerst. Dann bin ich auch noch die Treppe runter gestolpert. Aber Marc war so süß (Oh Gott, er darf das hier NIE NIE NIE lesen. Ich darf ihn ja nicht süß nennen!)
Mehdi und Gigi wissen das auch von uns. Und Marc hat schon irgendwie recht, manchmal bin ich VIELLEICHT – aber nur vielleicht – ein klitzekleines bisschen verklemmt, jedenfalls wenn es darum geht, über … Sex zu reden. Ich meine, das geht doch eigentlich auch niemand anderen was an, oder? Frau muss doch nicht damit rumprotzen. Nee, das muss echt nicht sein. Aber deswegen bin ich doch nicht verklemmt, oder?
Vielleicht sollte ich Marc einfach beweisen, dass ich ganz und gar nicht verklemmt bin und … aaaaaaaaaaaaah, aber ich bin doch auch kein Sexmonster. Gretchen, Stopp!!! Was denkst du denn schon wieder? Ich werde doch eh nie wieder mit einem anderen Mann Sex haben außer Marc.
Oh, Tagebuch, Marc ist so zärtlich, wenn er will. Er weiß genau, wie er mich glücklich machen kann. Unser erstes Mal war ja schon traumhaft, aber ich finde, es wird mit jedem Mal besser. Darf man das eigentlich sagen? (Marc liest das ja eh nicht, wäre glaub ich nicht so gut für sein Ego, zu wissen, dass er so toll ist … aber es ist einfach so) Also wo war ich? Ach ja, letzte Nacht war … so … so zärtlich war Marc die letzten Male nicht. Es war einfach unglaublich. Und wenn ich nicht schon seit Jahren in ihn verliebt gewesen wäre, dann wäre ich es spätestens jetzt. Oh mein Gott, ich wusste gar nicht, dass man SO lieben kann … das ist wie … wie … wie auf einer Achterbahn … also nicht, dass ich schon jemals Achterbahn gefahren bin … aber ich stell mir das so vor: Langsam wird man hochgezogen und dann kippt alles, und man kann nur noch schreien vor Glück. Naja, oder so ähnlich.
Aber irgendwie … Marc meinte, er würde ohne mich nach Berlin zurückfahren. Ich soll wirklich das ganze Jahr hier bleiben … ohne ihn. Dabei sind wir doch gerade erst so richtig zusammen, denke ich mal. Muss jedenfalls so sein, denn Marc Meier hat mir gesagt, dass er mich liebt. Und zwar von sich aus. Hab ich ja in dem Moment überhaupt nicht mit gerechnet, muss ich zugeben.
Doch, ich denke schon, dass wir jetzt richtig zusammen sind. Aaaah, ich könnt quietschen. Nein, mach ich natürlich nicht. Würde ja sonst Marc wecken.
Aber ich versteh einfach nicht, warum er will, dass ich hier bleibe. Er meint, es sei eine große Chance für mich. Glaube aber, dass ich viel mehr lerne, wenn ich mit Marc im OP stehe. Er ist doch der beste Lehrer. Andererseits, irgendwo hat er ja schon recht. Hier ist alles anders und ich lerne auch viel. Würd ja schon gern hier bleiben. Hier braucht man die Hilfe wirklich. Und Mehdi, Gigi und ich sind auch ein gutes Team … hm, vielleicht sollt ich versuchen, Marc zu überzeugen, dass er auch hierbleibt – aber dann brauchen wir ne eigene Wohnung, zu viert wird’s auf Dauer, glaub ich, zu eng.
Oh nein, ich denk schon ans Zusammenziehen. Oh mein Gott! Darüber muss ich mit Marc ja auch noch reden … ich meine, wenn ich weiterhin bei meinen Eltern wohne, dann können wir nie … Gretchen, du denkst schon wieder zu weit.
Ich weiß einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll. Afrika oder Marc? Mann, warum kann denn nicht beides gehen. Ooooooooh nein, aber Marc wird doch nicht mit mir Schluss machen, wenn ich …
Gretchen klappt ihr Tagebuch zusammen, weil sie sich schon wieder Tränen aus den Augen wischen muss. Sie schnieft und bekommt gar nicht mit, dass Marc die Augen aufschlägt.
„Hey, wieso weinst du denn jetzt schon am frühen Morgen?“ „Lass mich, Marc.“
Gretchen stopft das Tagebuch schnell unters Bett und springt dann aus dem Bett, um ins Bad zu flüchten. Muss er sie denn schon am Morgen heulen sehen?
So, das Sonntagskapitel beantwortet vielleicht einige eurer Fragen.
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XII/02 – Ärzte-WG Küche– Frühstück
Als Marc kurze Zeit später in die Küche kommt, sitzt Gretchen da und stochert lustlos in ihrem Müsli. Mehdi und Gigi schauen sie ganz besorgt an. Als Mehdi Marc sieht, schaut er ihn fragend an. Marc zuckt nur mit den Schultern und setzt sich neben Gretchen. Als er seine Hand auf ihren Arm legt, zuckt sie unwillkürlich zusammen und hebelt dabei den Löffel aus dem Müsli, dass die Milch nur so umher spritzt. Mehdi und auch Marc bekommen einiges davon ab.
„Oh … entschuldigt, ich …“ „Gretchen? Was ist los mit dir?“
Marc schaut sie ganz besorgt an, weil er sich einfach keinen Reim darauf machen kann, welche Laus ihr über die Leben gelaufen ist. Gedanklich geht er die letzten Stunden nochmal im Schnelldurchlauf durch, aber es war eigentlich nichts Schlimmes vorgefallen. Dennoch bedeutet er Mehdi und Gigi, Gretchen und ihn allein zu lassen.
Im Vorbeigehen flüstert Mehdi Marc ins Ohr: „Was hast du jetzt schon wieder angestellt?“ „Ehrlich, ich weiß nicht, was sie hat“, ist die Antwort. „Dann finde es heraus.“
Mehdi schnappt sich seine Jacke und schiebt Gigi aus der Wohnung. Als Marc die Tür ins Schloss fallen hört, setzt er sich wieder neben Gretchen. Die starrt immer noch in ihr Müsli. Er erkennt die Tränen in ihren Augen. Sanft dreht er ihr Gesicht zu sich, sodass sie ihn anschauen muss.
„Hey, Hasenzahn. Was hab ich dir denn jetzt schon wieder getan?“ „Du … du willst … schluss … machen?“ flüstert sie und kann nicht verhindern, dass sie jetzt doch losheult.
Marc zieht sie an sich und nimmt sie beschützend in seine Arme. Daher weht also der Wind. Sie dachte, nur weil er wollte, dass sie DAS hier durchzog, dass er gleich schlussmachen wollte? Das war mal wieder typisch Gretchen, und er wusste, dass es ihn einiges an Kraft kosten würde, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Ja, auch ihm würde es schwer fallen, die weiteren 11 Monate ohne sie zu verbringen, aber er dachte in erster Linie an ihre Karriere. Liebe konnte vergänglich sein, das hatte er bei seinen Eltern selber erlebt, und auch, wenn er sich sicher war, dass er nur mit dieser Frau alt werden wollte, vielleicht … eventuell mal eine Familie gründen wollte, so wollte er doch nicht, dass sie als Heimchen am Herd endete. Dafür war sie – wie er – viel zu sehr Ärztin.
Nachdem er merkt, wie Gretchens Zucken nachlässt, schiebt er sie auf Armeslänge von sich, nimmt ihr Gesicht zwischen seine Hände und wischt ihr mit den Daumen die Tränen aus dem Gesicht.
„Aber wie kommst du denn auf so eine dumme Idee?“ „Weil du doch … du willst ohne mich … nach Berlin … gehen.“ „Schon, aber das heißt doch nicht, dass wir nicht … zusammen sein können.“ „Du willst … mit mir … zusammen sein?“ „Fühlst du denn das nicht?
Gretchen nickt.
„Aber … warum willst du dann …?
Marc seufzt innerlich. Das würde schwer werden.
„Gretchen, das hab ich dir gestern Abend schon versucht zu erklären. Ich denke, DU solltest es für DICH tun. Du brauchst die Erfahrung, die Bestätigung, …“ „Aber die kannst du mir auch … geben.“ „Glaubst du wirklich, ich könnte jetzt noch … objektiv … bleiben? Gretchen, denk doch nur mal an das Getratsche im Krankenhaus. Die würden doch alle denken, dass ich … dich bevorzuge, nur weil wir … zusammen sind. Willst du das?“ „Wir sind jetzt so … richtig zusammen?“
Marc nickt und gibt ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
„Sagt man doch so, oder? Hör zu, ich will, dass du zu der Ärztin wirst, die DU werden kannst. Ich weiß, dass du das kannst. Nutze dieses Jahr. Zeige es allen anderen … zeige es mir.“ „Du meinst … ich kann das schaffen?“ „Davon bin ich fest überzeugt. Hör zu, Gretchen. Ich weiß auch nicht, wie das zwischen uns in dieser Zeit werden soll, aber es gibt Telefon, Internet und … ich hab auch noch ein paar Tage Urlaub, dann komm ich wieder her, wenn du magst.“ „Ja.“ „Aber du musst wirklich mal was alleine schaffen, verstehst du?“
Gretchen nickt.
„Vielleicht hast du recht.“ „Na hör mal, ich bin immer noch dein Oberarzt, natürlich hab ich recht.“ „Du wirst dich nie ändern, Marc.“ „Willst du denn, dass ich mich änder?“
Marc nimmt ihr Gesicht wieder zwischen seine Hände und schaut ihr lange tief in die Augen, bevor er sie küsst. Wieder spürt er die warme Flüssigkeit, die aus ihren Augen läuft, aber er weiß, dass diese Tränen nicht aus Traurigkeit entstanden sind.
„Ich will dich genau so.“ „Na, siehst du. Und deswegen würd ich jetzt mal sagen, du trocknest deine Tränen und dann gucken wir mal, was Mehdi und Gigi so machen. Vielleicht kann ich ja auch mit anpacken, bevor die beiden … alles wieder gut?“
Gretchen nickt und lässt sich von Marc hochziehen.
So, und damit ihr nicht denkt, dass in Afrika nicht gearbeitet wird, machen wir heute mal einen kleinen Abstecher ins Krankenhaus.
Amira: (es ist endlich soweit. danke für deine Hilfe)
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XIII/01 – Krankenhaus Ouagadougou – Vormittag
Mitten am Vormittag treffen Gretchen und Marc im Städtischen Krankenhaus ein. Es herrscht ein munteres Treiben, Marc ist von den Eindrücken sofort gefangen genommen. Er hatte sich ja schon so ein inneres Bild bereit gelegt, was ihn erwarten würde, aber was er jetzt, sieht, ist dann doch etwas vollkommen anderes.
Im Grunde genommen sieht es fast so aus, wie in seinem Krankenhaus, nur dass alles etwas einfacher gestaltet war. Die Türen zu den Patientenzimmern können teilweise nicht geschlossen werden, weil es einfach keine Türen gibt. Angesichts der doch vorherrschenden Hitze ist das vielleicht auch besser so. Die Luft ist jetzt schon am Vormittag ziemlich drückend und eine Klimaanlage scheint es nicht zu geben.
Gretchen führt Marc ein wenig herum und stellt ihn den wichtigsten hiesigen Ärzten vor. Natürlich kannten auch diese Marc Meier bereits vom Hörensagen, denn Gretchen konnte auch hier ihr Mundwerk nicht immer stillhalten. Der junge deutsche Arzt scheint einigen besonders jungen afrikanischen Ärzten großen Respekt einzuflößen, denn sie scheinen in seiner Gegenwart ein paar Zentimeter kleiner zu werden.
Dann lässt sich Marc einen Kittel geben und läuft mit Gretchen die Patientenräume ab. Er lässt sich die Diagnosen geben und vermerkt hier und da etwas in den Patientenblättern. Alles in allem scheint er aber mit der Arbeit seiner afrikanischen Kollegen sehr zufrieden. Gretchen bewundert seine Souveränität, die er als Arzt an den Tag legt und versteht plötzlich immer mehr, warum er bereits in seinen jungen Jahren zum Oberarzt ernannt wurde.
Leider muss sie auch feststellen, dass ihr Freund wohl auch einen ziemlich guten Eindruck auf die afrikanischen Krankenschwestern macht, denn die hängen förmlich an seinen Lippen, als er ihnen erklärt, wie sie gewisse Dinge anders und/oder besser machen können. Nach der Visite, die irgendwie fast unbemerkt in Marcs Hände übergegangen war, stehen beide auf dem Flur.
„Willst du es dir nicht nochmal anders überlegen, Marc?“ „Was?“ „Na, ob du hier bleibst.“ „Gretchen, das haben wir doch besprochen. Ich kann meinen Job in Berlin nicht mal eben so an den Nagel hängen. Ich bin Oberarzt, und dein Vater ist mein Chef.“ „Mit Papa kann ich reden.“ „Nein, das lässt du mal schön bleiben.“ „Aber du warst so … souverän. Ich würd fast sagen, du hast sie alle um den kleinen Finger gewickelt.“ „Ach was. Ich hab nur meine Arbeit getan. Das war doch nichts.“ „Ach was? Aber ich hab dich beobachtet. Sag mal ehrlich, wie hast du dich gefühlt?“ „Ähm … hungrig?“ „Marc!“ „Was denn? Ich hab schließlich nicht gefrühstückt. Gibt’s hier eigentlich auch irgendwo was zu essen?“ „Marc, das ist jetzt nicht dein Ernst!“ „Ähm … doch!“ „Oh, du bist so … so …“ „…hungrig?!“
Gespielt leidend schaut Marc sein Gretchen an und je länger er sie ansieht, desto mehr zuckt es um seine Mundwinkel.
„Gretchen, ich habe wirklich Hunger … nach DER Nacht“, er zwinkert ihr zu und Gretchen läuft rot an. „Ähm … wir wollten doch erst noch bei Mehdi vorbei.“ „Ooooooch, kann der nicht warten?“ „Nein. Also komm.“
Gretchen führt Marc in einen anderen Bereich des Krankenhauses, der sich eindeutig als Gynäkologie bezeichnen lässt.
„Na, da fühlt Mehdi sich ja richtig wohl.“ „Marc, bitte.“ „Schon gut.“
Die beiden suchen ihren Freund und finden ihn in einem Patientenzimmer. Er unterhält sich mit einer Frau, die sichtlich schwanger ist und gerade gegen eine Wehe kämpft.
„Gut, schön ruhig weiteratmen, wir schaffen das gemeinsam. Ganz ruhig.“ „Mehdi?“ „Wieso kommt ihr erst jetzt?“ „Ich hab Marc die anderen Abteilungen bereits gezeigt. Und er hat …“ „Halt die Klappe, Hasenzahn. Halt die Klappe“, raunt Marc ihr zu, da er genau weiß, dass Gretchen gerade von ihm schwärmen wollte. „Gut, wir haben Hallo gesagt, können wir dann jetzt endlich was essen gehen?“
Die Frau kämpft gegen eine neue Wehe und schreit, dass es nur so durch den Raum halt, bevor sie zusammenbricht.
„Scheiße!“
Marc schubst Gretchen etwas unwirsch zur Seite und begibt sich zu Mehdi. Plötzlich scheint der Hunger vergessen und er ist wieder ganz Arzt.
„Okay, mach mal Platz, was haben wir?“ „Frau, Mitte dreißig, wurde vor ein paar Stunden hergebracht, ist beim über die Straße laufen gestürzt und direkt auf den Bauch gefallen. Klagt seitdem über Schmerzen, könnten Wehen sein, bin mir aber nicht sicher. Ultraschall gemacht, dem Kind geht es gut.“ „Wievielter Monat?“ „Siebter oder achter, genaue Prädiagnostik fehlt leider. Tippe auf Anfang achten.“
Während Marc seinen Freund nach den Symptomen ausfragt, versucht er die Frau wieder zu sich zu holen.
„Scheiße! Wieso klappt die einfach zusammen? Die muss innere Blutungen haben.“ „Wir können nicht röntgen wegen dem Kind.“ „Dann hol das Kind, sonst verlieren wir am Ende beide. Hasenzahn! OP vorbereiten! Wir brauchen … ach du weißt schon. Kümmer dich drum, spätestens in 15 Minuten will ich wissen, was mit ihr los ist. Kaan, du holst das Kind! Und jetzt hopp hopp. Sonst wird das ein dunkler Tag.“
Gretchen springt auf und rennt auf den Flur. So schnell sie kann, trommelt sie das Team zusammen, erklärt kurz die Fakten und wartet dann mit einem Anästhesisten auf Marc. Der kommt pünktlich, die Patientin ist bereits in Narkose.
Mehdi setzt gekonnt den Kaiserschnitt und holt das Kind, dem es soweit gut zu gehen scheint. Dann tritt er zur Seite und lässt Marc zu der Patientin. Marc hatte bereits einen Verdacht auf innere Blutung, der sich jetzt zu bestätigen schien.
„Hasenzahn. Siehst du hier? Die Blutung kommt von der Milz. Einriss am oberen Pol. Blutung stoppen, dann verkleben, das sollte reichen. Und dann zunähen. Würdest du?“
Marc reicht das Besteck an Gretchen weiter, die mit der OP fortfährt.
XIII/02 – Krankenhaus in Ouagadougou – nach der OP
Nach der OP sitzen die drei Ärzte im Umkleideraum. Mehdi vollkommen fertig mit den Nerven. Gretchen schaut bewundernd zu Marc. Und Marc? Äußerlich die Ruhe selbst, innerlich ein Wrack. Er kann einfach nicht glauben, dass dieses Krankenhaus so schlecht ausgestattet ist. Und dennoch konnte man hier Menschenleben retten. Sie hatten wahrscheinlich gerade zwei Menschen das Leben gerettet. Und das, obwohl er sich nur auf seinen Verstand verlassen musste. Er hatte keine teuren Röntgenbilder, die ihm sagten, wo zu operieren war. Er war seiner ersten Eingebung gefolgt und hatte … richtig gelegen. Es hätte allerdings auch schief gehen können.
„Woher wusstest du … dass es die Milz …“
Marc schaut zu Mehdi auf, der ihn angesprochen hatte. Plötzlich fällt eine Anspannung von ihm ab und er beginnt zu zittern.
„Ich … ich … weiß nicht.“
Gretchen kauert sich vor ihn und sieht ihn von unten herauf stolz an. Zärtlich streichelt er ihr über die Wange.
„Ich bin so stolz auf dich, Marc. Du hast wahrscheinlich beiden das Leben gerettet. Du hast mal wieder die richtige Entscheidung getroffen.“ „Ich …“ „Schon gut. Ich weiß jetzt auch, dass du recht hast. Wir machen es wie besprochen. Und das mit uns … das kriegen wir auch hin. Versprochen.“
„Ähm … darf ich mal fragen, worüber ihr redet? Was habt ihr besprochen?“
„Mehdi, neugierig bist du wohl gar nicht. Aber egal, du wirst es eh erfahren. Ich fliege Ende der Woche allein nach Berlin zurück.“ „???“ „Ja, Mehdi, ich bleibe hier … die Menschen hier brauchen unsere Hilfe.“ „Äh … und mit euch?“ Mehdi zeigt zwischen den beiden hin und her. „Was soll mit uns sein? Äh, glaub bloß nicht, dass du … nee, mein Freund, das schlag dir mal schön aus dem Kopf. Das ist mein Mädchen.“
Marc zieht Gretchen zu sich auf den Schoß und gibt ihr einen langen, besitzergreifenden Kuss.
„Ist ja gut, ihr könnt aufhören. Ich hab’s ja verstanden.“
Marc denkt aber gar nicht daran, sich von Gretchen zu lösen. Schließlich hatte er sich auch eine ordentliche Belohnung verdient, nachdem er zwei Menschenleben gerettet hatte.
„Okay, dann macht halt weiter. Ich geh mal nach der Kleinen und der Mutter schauen.“
„Jaja“, murmelt Marc durch den Kuss, lässt sich dabei aber nicht von Gretchens süßen Lippen trennen. Er vertieft den Kuss, bis ihn ein Grummeln wieder in die Wirklichkeit holt.
„Was war das denn?“ Gretchen schaut ihn fragend an. „Ähm … mein Magen? Dabei fällt mir ein, dass ich immer noch nichts gegessen habe.“ „Mein armer Held. Dann komm. Ich weiß, wo es was Leckeres gibt. Hey, Finger weg, ich mein wirklich für deinen Magen.“
Ein bisschen enttäuscht lässt Marc von Gretchen ab, sieht aber beim nächsten Magenknurren ein, dass er wirklich was Handfestes braucht. Beide ziehen ihre Kittel aus und lassen sich von der warmen Afrikaluft an diesem Mittag einfangen.
Ihr ahnt es sicher ... die Trennung steht bevor. Aber was muss, das muss.
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XIV/01 Afrika
Die nächsten Tage verlaufen ähnlich. Marc packt wie selbstverständlich im Krankenhaus mit an und gibt Ärzten und Pflegern Hinweise, die diese auch dankbar von dem deutschen Arzt annehmen. Und doch ist etwas anders. Oftmals steht Marc auch einfach nur neben Gretchen und lässt sie machen. Sucht sie seine Bestätigung, bekommt sie es durch ein einfaches Nicken oder leichtes Lächeln. Unter seiner Aufsicht passieren ihr keine Fehler und er weiß, dass sie in den nächsten Monaten eine richtig gute Ärztin werden wird. Ja, gut ist sie zweifellos jetzt schon, aber bisher stand sie eben immer unter seiner Obhut. Sie würde lernen, eigenständig Entscheidungen zu treffen, die sich auf das Leben anderer auswirken würden. Und er wusste, dass sie es schaffen würde.
Jeden Abend liegen sie gemeinsam in dem kleinen Bett in Gretchens Zimmer, immer mit der Gewissheit, dass mit jedem Tag, der verstreicht, auch der Tag von Marcs Abreise näher kommt.
Immer wieder kommen Marc leichte Zweifel, ob er wirklich die richtige Entscheidung für sie beide getroffen hatte, aber wenn er Gretchen im OP erlebt, dann weiß er, dass sie diese Zeit für sich nutzen würde, um ihr ärztliches Wissen zu verfestigen.
Dennoch kämpft auch er mit sich, wie sie ihre Beziehung über die große Distanz führen sollen. Man kann sich schließlich vieles einreden, die Wirklichkeit würde ganz anders aussehen. Zärtlich streicht er Gretchen, die friedlich neben ihm schläft, eine Strähne aus dem Gesicht. Er erinnert sich daran, wie sie sich ganz zärtlich und sanft geliebt hatten. Sowas kannte er bisher von sich gar nicht. Aber Gretchen zeigte ihm immer wieder neue Seiten an ihm.
„Wir packen das, Gretchen, ich weiß es.“ Er drückt ihr noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er einen Arm um ihre Taille legt und sich ebenfalls erlaubt ins Traumland zu gleiten.
Er wird am nächsten Morgen wach, weil ihn etwas im Gesicht kitzelt. Als er die Augen aufschlägt, sieht er nur eine blonde Lockenmähne. Gretchens Kopf liegt auf seiner Brust, ein Arm über seinen Oberkörper gelegt. Er spürt ihren schlafwarmen Körper und das setzt sein Inneres sofort in Aufruhr.
Wie schaffte diese Frau es nur, schon allein durch ihre bloße Anwesenheit, dass er sie am liebsten sofort geweckt hätte und mit ihr nicht jugendfreie Sachen anstellen wollte. Er versucht sich aus ihrem Griff zu lösen, was sich aber als schwierig herausstellt, denn beide liegen nackt im Bett und er ihren Körper mit jeder Bewegung noch deutlicher wahrnimmt. Er stöhnt und gibt es auf. Schiebt stattdessen ihre Haare aus seinem Gesicht und betrachtet das schlafende Etwas eingehender.
Dass sie schön ist, wusste er ja schon, seit sie ins Krankenhaus gekommen war. Aber ihre wahre Schönheit … die darf nur er erleben. Gut, sie hat vielleicht keine Modellmaße, aber wen stört das schon? Sie hat perfekte Rundungen und er müsste keine Angst haben, dass er irgendwas an ihr kaputt machen würde. Wieder streichelt er ihr zärtlich über die Wange.
„Ich liebe dich, Gretchen Haase“, flüstert er. „Hmmmmmmmm“, schnurrt sie zurück. „Hey, du schläfst ja gar nicht mehr.“
Jetzt öffnet Gretchen die Augen und Marc verliert sich für einen Augenblick in diesem Ozean, bevor er sie liebevoll küsst.
„Das ist schön.“ „Gretchen, wir müssen aufstehen.“ „Nein, es ist doch noch so früh.“ „Mein Flieger geht in 3 Stunden.“
„Was?!“ ruckartig sitzt Gretchen im Bett.
Marc richtet sich ebenfalls auf und nimmt Gretchen in den Arm. Beide hatten gewusst, dass dieser Tag kommen würde, aber dass er so plötzlich über sie hereinbrach, damit hatten sie nicht wirklich gerechnet.
„Musst du wirklich?“ „Ja, Gretchen, wir haben doch lange darüber gesprochen.“ „Aber … aber …“ „… du hattest die Hoffnung, dass ich es mir vielleicht doch noch anders überlege?“
Gretchen nickt. Marc drückt sie noch fester an sich.
„Wir machen es so, wie besprochen. Spätestens Weihnachten kann ich mir wieder Urlaub nehmen, dann komm ich her und wir verbringen ein paar gemeinsame Tage. Liebes, bitte wein doch nicht. Du warst doch damit einverstanden.“ „Aber … ich will nicht, dass du gehst.“ „Ich doch auch nicht. Aber glaub mir, später wirst du mir dankbar sein dafür. Mach mich stolz, versprochen?“
Gretchen nickt und beugt sich unter Tränen zu ihm. Sie gibt ihm einen langen Kuss. Der Kuss geht schnell in weitere Zärtlichkeiten über und sie lieben sich ein letztes Mal, bevor Marc seine Sachen zusammenpackt und sich auf den Weg zum Flughafen macht. Gretchen bleibt weinend in der Wohnung zurück, weil sie Abschiede am Flughafen gar nicht mag.
Kleiner Blick zu Gretchen. Sie gibt sich Mühe, tut es bitte auch.
Morgen sind auch wir dann wieder in Berlin.
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XIV/02 Ouagadougou – Mittag
Liebes Tagebuch,
Marc ist weg. Er ist schon auf dem Weg nach Berlin. Ich hab zwar gesagt, dass ich versuche, nicht zu weinen, aber ich schaff das einfach nicht. Es tut einfach nur weh, dass er wieder weg ist.
Dabei war die letzte Woche so schön. Wir waren zusammen. Die ganze Zeit. Marc war so lieb zu mir.
Er war sogar mit uns im Krankenhaus. Ich glaube, er hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen, denn die anderen Ärzte sind manchmal sogar zu ihm gekommen und haben ihn um Rat gefragt. Er ist eben ein toller Arzt. Und als Arzt macht er immer alles richtig.
Warum kann er das als Marc nicht auch einfach mal machen? Warum musste er schon wieder fliegen? Ja, klar, er hat seinen Job in Berlin … und der ist ihm wichtig. Aber er kann doch auch hier – mit mir zusammen – Arzt sein. Dann wäre er immer in meiner Nähe. Wieso habe ich ihm nicht einfach widersprochen und bin mit ihm gefahren? Oder hätte Paps überzeugt, dass wir Marc hier brauchen. Ach nein, Marc hat schon recht. Mein Paps hätte bestimmt Probleme so schnell einen neuen und so guten Arzt wie Marc zu finden.
Ich vermisse Marc jetzt schon. Nicht nur die Nächte mit ihm … nein, so überhaupt. Er tut mir einfach nur gut. Wenn er da ist, fühl ich mich irgendwie sicherer. Weiß auch nicht, wieso. Hatte aber das Gefühl, dass Marc mich die ganze Woche bei den OPs nur beobachtet hatte. Glaube, dass er richtig stolz auf mich war.
Okay, beschließe hier und jetzt, dass ich mir in den nächsten Monaten ganz viel Mühe gebe. Marc soll stolz auf mich sein. So stolz, dass ihm bei meiner Rückkehr das Gerede der anderen egal sein kann. Von wegen, er würde mich bevorzugen. Werde alle von meinem Talent (im OP) überzeugen. Jawoll, es ist beschlossen.
Würde Marc gern anrufen, aber er sitzt noch im Flieger. (Nein, Gretchen, nicht schon wieder weinen, es ist alles gut. Marc hat sich nicht von dir getrennt und … Fernbeziehung ist doch schon mal besser als gar keine Beziehung, oder???)
Musste grad tief durchatmen. Kann mir einfach nicht vorstellen, wie es ohne Marc sein wird. Ich meine, zusammen sein ohne zusammen zu sein. Werde versuchen, stark zu sein, habe es Marc ja versprochen.
Er hat übrigens gesagt, dass ich sein Mädchen bin … das ist ja so romantisch. Gretchen Haase ist Marc Meiers Mädchen … hach.
Werde jetzt ins Krankenhaus gehen. Marc wird stolz auf mich sein. Lasse mich nicht mehr unterkriegen. Und die elf Monate werden auch vergehen … hoffe ich.
Und bis Weihnachten isses ja auch nicht mehr all zuuuu lang. Dann will Marc wieder her kommen – unser erstes gemeinsames Weihnachten. Freu mich schon.
P.S.: Habe vor einer Stunde noch ernsthaft überlegt, ihm einfach hinterher zu fahren und mit ihm zu fliegen. Will einfach nicht ohne ihn sein. Aber dann … nein, er hat Recht. Wer weiß schon, wie es dann in Berlin mit uns wäre. Vielleicht wär wieder alles so wie zu Beginn. Marc ist immer noch nicht da, wo er sein muss, um mich dauerhaft auszuhalten. Ja, er kann lieb sein, süß und zärtlich. Aber er ist eben Marc und … wir können uns kennen lernen, viel reden … klar, er wird mir fehlen, aber ich versuch das jetzt mal positiv zu sehen. Kann mich ja nicht nur an ihn klammern. Würde ihn sicherlich nerven und dann würde er Schluss machen … nein …
Marc liebt mich, das weiß ich, weil er es gesagt hat. Aber ich glaube, dass kam bei ihm so spontan, dass er es selber erst begreifen muss. Jaja, ich weiß, ist genau das, was ich immer von ihm hören wollte … aber Marc war immer ein Einzelkämpfer … ist sicher auch schwer für ihn, dass er jetzt eine Freundin (juhuuuuuuuuuu!) hat.
Ja, wir schaffen das. Marc wird stolz auf mich sein. Und wenn wir uns wiedersehen, das wird … uh, ich seh alles schon genau vor mir. (Immer positiv denken, Gretchen!)
Wir sind zurück in Berlin. Und wir bleiben auch erstmal ein bisschen in Berlin und begleiten Marc ein bisschen.
Heute: Wiedersehen mit Schwester Sabine.
Viel Spaß.
Das morgige Kapitel wird es wohl erst am späten Nachmittag oder Abend geben ... das hängt vom Wetter ab.
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XV/01 Berlin – Nachmittag
Marc steigt am späten Nachmittag in Berlin aus dem Flieger. Das für August untypisch nasskalte Wetter (bewölkt, Regen, 19°C) trägt nicht unbedingt zur Anhebung seiner Stimmung bei. Noch am Flughafen in Afrika hatte er die heimliche Hoffnung, dass Gretchen sich doch ins nächste Taxi setzt und ihm hinterher kommt. Als das Boarding begann, war diese Hoffnung jedoch in Stolz auf sie umgeschwungen. Sie würde in Afrika bleiben, wie er es für sie wollte. Und was hätte er gemacht, wenn sie tatsächlich doch am Flughafen erschienen wäre? Während des gesamten Fluges ging ihm diese Frage durch den Kopf und als er in Berlin landete, wusste er, dass er sie mitgenommen hätte. Aber diesmal hatte sie seine Entscheidung akzeptiert, und ihm so eine weitere schwere Entscheidung abgenommen. Und das war gut so.
Er lässt sich von einem Taxi in die Klinik bringen, denn zu Hause – das weiß er – würde ihm vermutlich die Decke auf den Kopf fallen, weil er an Gretchen denken müsste. Unterwegs nimmt er sein Handy und schreibt Gretchen:
Hallo Gretchen. Bin gelandet. Fahre erst mal in die Klinik, nach dem Rechten schauen und deinem Vater Bericht erstatten. Wir telefonieren heute Abend. Hab auch noch eine Überraschung für dich ;) Marc.
Nachdem er das Taxi bezahlt hat, steigt er in den Fahrstuhl des Elisabeth Krankenhauses. Als sich die Tür in seiner Station öffnet, umfängt ihn der Hauch des Bekannten. Mit seinem Koffer verschwindet er in seinem Büro.
Nachdem er sich ein bisschen frisch gemacht hat, macht er sich auf den Weg zu Professor Haase. Unterwegs begegnet er Schwester Sabine. Irgendwie ist er ein bisschen froh sie zu sehen.
„Hallo, Herr Doktor … Meier?! Sie sind schon wieder da? Aber ich dachte, Sie kommen erst morgen? Und …“ „Hallo, Sabine. Musste doch erst mal nach dem Rechten sehen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Und … wie geht es … der Frau Doktor?“ „Gut … also … woher wissen Sie, dass … ach ist ja auch egal. Es geht ihr gut.“ „Haben Sie … mit ihr …“ „Schwester Sabine, ich habe einen langen Flug hinter mir und das Gespräch mit dem Professor vor mir, also bitte … wenn ich dann weiter dürfte?“ „Aber natürlich, Doktor Meier.“ „Gut, Sabine. Sie könnten … ähm … bringen Sie mir die Übersicht aller wichtigen Fälle der letzten Tage, geordnet nach Priorität. Legen Sie alles auf meinen Schreibtisch. Und übersichtlich bitte. Haben Sie verstanden?“ „Jawohl, Herr Doktor. Wird erledigt.“
Marc geht schon weiter. Nach ein paar Schritten dreht er sich aber noch einmal um und mustert Sabine.
„Ist noch was, Herr Doktor?“ „Ähm … nee … egal.“
Marc dreht sich erneut um und verschwindet um die nächste Ecke.
„Schön, dass sie wieder da sind, Herr Doktor“, murmelt Sabine ihm nach, die ihn doch tatsächlich vermisst hatte in den letzten Tagen – ihn und seine Wutanfälle ihr gegenüber.
So, nachdem ich gestern leider nichts einstellen konnte, geht es erst heute weiter. Viel Spaß dabei.
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XV/02 EKH Professor Haases Büro – Nachmittag
Marc klopft und betritt nach dem „Herein“ das Büro von Professor Haase. Der schaut erstaunt auf.
„Meier?“ „Guten Tag, Herr Professor.“ „Setzen Sie sich doch, Meier.“ „Danke.“ „Okay. Ich dachte … Sie kommen erst morgen, Sie haben noch Urlaub.“ „Ich wollt mich nur schon mal auf den allerneusten Stand bringen, Herr Professor. Und Sie wollen doch … ähm … sicher alles von … ähm Afrika wissen.“ „Ja. Natürlich. Hat denn alles geklappt … ich meine, mit den Medikamenten?“ „Ja, wunderbar. Das Krankenhaus …“ „Meier, ich unterbreche ja nur ungern, aber das kann warten. Was mir viel mehr unter den Nägeln brennt …“ „Ja?“ „Wie geht es meinem Kälbchen?“
Marc rollt innerlich mit den Augen, weil der Professor es einfach nicht lassen kann, seine Tochter mit diesem wirklich albernen Spitznamen zu betiteln.
„Es geht ihr gut.“ „Haben Sie sich endlich ausgesprochen?“
Marc ist es immer noch unangenehm vor dem Professor über seine Gefühle zu reden, aber er ist nun einmal Gretchens Vater. Und wie jeder andere Vater macht auch er sich Sorgen um seine Tochter. Marc nickt.
„Gut. Und wie stellen Sie sich das jetzt vor? Also mit Ihnen beiden?“ „Ähm, Herr Professor …“ „Haben Sie ihr das gesagt, was sie mir vor ein paar Tagen gesagt haben? Sie wissen, was ich meine.“
Franz schaut Marc aufmerksam an, der genau weiß, worauf der Professor hinaus will. Schließlich war er die treibende Kraft, dass er sich nicht nur eingestand, was er für Gretchen fühlte, sondern es auch das erste Mal laut aussprach. Marc nickt und ein Lächeln zaubert sich in Franz‘ Gesicht.
„Fein. Dann ist alles zwischen Ihnen bereinigt? Und ich muss mir keine Sorgen machen, dass mein Kälbchen heulend in Afrika sitzt und Sie, Meier, hier die Schwestern weiter zusammenstauchen?“ „Ähm … nein, Herr Professor.“ „Gut. Wird das auch so bleiben?“ „Ja. Ähm … irgendwie muss ich mich auch bei Ihnen bedanken. Ohne Sie …“ „Ach, schon gut, Meier. Hauptsache Sie machen Ihre Arbeit hier weiterhin gut und ich höre keine Klagen aus Afrika. Kann ich davon ausgehen, dass Sie in Kontakt mit meiner Tochter stehen?“
Marc nickt.
„Gut. Halten Sie mich auf jeden Fall auf dem Laufenden, wie es Margarete geht. Die Telefonkosten nach Afrika sind horrend. Aber ich denke, ihr jungen Leute kennt da noch andere Möglichkeiten. Gut, und da wir das ja jetzt geklärt haben, erzählen Sie mir von dem Krankenhaus dort. Ich war noch nie in Afrika, aber ich stelle es mir nicht unbedingt leicht vor.“ „Das ist es wirklich nicht. Es fehlt teilweise doch an den einfachsten Sachen. Aber die Ärzte tun, was sie können.“
Marc erzählt und erzählt, gibt seine Eindrücke wieder, berichtet alles, was er erlebt hat, geht dabei besonders auf die Missstände ein. Der Professor hängt an seinen Lippen und kann sich durch Marcs Erzählungen ein ziemlich gutes Bild von den Zuständen machen. Als Marc endet, sucht der Professor nach den richtigen Worten.
„Meier, ich bin stolz auf Sie. Und natürlich auf mein Kälbchen. Ich wusste immer, dass eine großartige Ärztin aus ihr werden wird. Sie hat halt meine Gene.“ „Stimmt, Herr Professor. Ähm … war’s das? Ich habe Schwester Sabine gebeten, mir noch die wichtigsten Akten vorbei zu bringen. Ich wollt mich schon auf morgen vorbereiten.“ „Immer im Dienst, das lob ich mir von meinem besten Arzt. Wir haben ja auch soweit alles geklärt. Meier, dann bis morgen. Und machen Sie nicht mehr so lange, Sie hatten sicher einen anstrengenden Flug.“
Franz reicht Marc die Hand und klopft ihm fast schon väterlich auf die Schulter. Marc tut es gut und er fühlt sich wohl. Dann verlässt er das Büro. Auf dem Weg in sein eigenes Büro läuft ihm erneut Schwester Sabine über den Weg.
„Schwester Sabine? Haben Sie nicht eigentlich Feierabend?“ „Ja, Herr Doktor, aber ich wollte warten, ob Sie … vielleicht noch etwas brauchen. Also … die Akten liegen sortiert auf ihrem Schreibtisch, das Wichtigste hab ich markiert. Kaffee ist in der Kanne … frisch gekocht natürlich und falls … Sie Hunger haben, im Kühlschrank ist noch …“ „Danke, Sabine. Schönen Feierabend.“
Marc verschwindet in seinem Büro und lässt eine verdutzte Sabine stehen. So nett hatte sie ihn noch nie erlebt.
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Ich hoffe, ihr findet den Weg in die Kommiecke. Würde mich über ein paar Worte von euch sehr freuen.
Gegen sieben hat sich Marc einen groben Überblick über die aktuellen Patienten verschafft. Sabine hatte wirklich alles gut vorbereitet, so dass er sich gut und schnell durch die Akten lesen konnte. Der Kaffee war heiß und es gab keinen Grund, Sabine irgendeinen Vorwurf zu machen. Dass sie sogar an den Kaffee gedacht hatte? Marc muss schmunzeln. Und dass, wo er sie doch wirklich immer wie einen Schuhabtreter behandelte. Er nahm sich vor, in nächster Zeit auch mal über Kleinigkeiten hinweg zu sehen.
Gegen halb acht verlässt er das Krankenhaus. Er ruft sich ein Taxi, da sein Auto ja Zuhause steht. Nach einer vitalisierenden Dusche nimmt er sich das Telefon und wählt Gretchens Nummer. Bereits nach dem ersten Klingeln nimmt sie ab.
„Marc!“ „Äh … woher wusstest du, dass ich es bin?“ „Ich wusste es einfach. Bist du gut angekommen? Wie war’s bei meinem Vater? Bist du …“ „Hasenzahn, stopp! Immer eine Frage nach der anderen. Also, ja, ich bin gut angekommen. Dein Vater ist zufrieden, dass alles so wunderbar geklappt hat und …“ „Ich vermiss dich, Marc.“ „Ich dich auch.“ „Ich …“ „Hey, nicht weinen. Du hast es versprochen.“ „Ich weiß, aber …“ „Psst, ist doch alles gut, Gretchen. Erzähl mir lieber, wie es bei euch heute war.“ „Mehdi hat zwei Kinder zur Welt gebracht.“ „Och, musst du gleich wieder von Mehdi anfangen??? Ich will doch nur wissen, was du heute gemacht hast.“ „Eigentlich nichts Besonderes. Zwei schwere Knochenbrüche und eine Niere entfernt.“ „Und?“ „Es geht allen Patienten gut.“ „Fein. Ich wusste, dass du das auch ohne mich hinkriegst.“ „Aber mit dir … fühl ich mich noch … sicherer.“ „Gretchen, genau das sollst du doch lernen. Du kannst dich als Ärztin nicht immer auf andere verlassen. Du musst Entscheidungen treffen und du musst lernen mit diesen Entscheidungen zu leben. Ich weiß, du kannst das.“ „Danke Marc.“ „Ach, da nich für.“ „Und du warst nochmal im EKH?“ „Ja, ich brauchte irgendwas zu tun, damit ich nicht …“ „Ja?“ „… dauernd an dich denken musste.“ „Ach Marc, du hättest es auch anders haben können.“ „Gretchen, bitte, wir haben das gemeinsam beschlossen, jetzt ziehen wir das auch gemeinsam durch.“ „Ja. Aber ich vermiss dich eben jetzt schon so doll.“ „Dann konzentrier dich voll und ganz auf die Arbeit. Und wir telefonieren regelmäßig.“ „Aber das ist doch so teuer.“ „Na, du kennst mich aber schlecht. Ich hab mir da auch schon was einfallen lassen. Guck mal unter dein Bett. Ganz hinten.“
Marc hört, wie Gretchen sich abkämpft und er kann sich genau vorstellen, wie sie gerade bäuchlings auf dem Bett liegt und versucht unter dem Bett was zu sehen. Er muss schmunzeln bei dem Gedanken. Nach einer gefühlten Ewigkeit beschließt er mal nachzufragen.
„Gretchen?“ „Marc! Ist das …?“ „Wonach sieht es denn aus?“ „Marc du bist verrückt … aber wann hast du … und warum hast du nichts gesagt …? Marc, bist du noch dran?“ „Freust du dich?“ „Ist … ist das für mich?“ „Ähm … für wen soll es denn sonst sein, Hasenzahn?“ „Ich liebe dich, Marc.“ „Lass dir bitte von Mehdi helfen. Ich weiß zwar nicht, ob der davon Ahnung hat, aber er kann bestimmt ne Anleitung lesen.“ „Ja ja ja!“ „Gretchen, ich werd jetzt auflegen. Ich wünsch dir eine Gute Nacht.“ „Nein, leg noch nicht auf. Es ist so schön wenigstens deine Stimme zu hören.“ „Ich hab morgen Frühdienst. Und du solltest auch so langsam ins Bett. Hast die letzten Nächte auch nicht besonders viel geschlafen.“ „Na und? DAFÜR hätt ich auch noch auf mehr Schlaf verzichtet“, antwortet sie fast schon bockig. „Gretchen Haase, SOWAS aus deinem Mund?“ „Es war einfach so schön mit dir, Marc.“ „Ich fand es auch schön. Aber ich geh jetzt wirklich ins Bett.“ „Telefonieren wir morgen?“ „Natürlich. Schlaf gut, Kleines.“ „Du auch, Marc.“
Schweren Herzens beendet Marc das Gespräch. Es tat so gut, wenigstens ihre Stimme zu hören. Müde, glücklich, aber auch ein bisschen traurig fällt er ins Bett. Mit ihrem Bild vor Augen schläft er ein.
Der heutige Teil ist leider etwas kürzer, weil er auch nur ein Übergangskapitel darstellt. Ich sag nur:
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XVI/01 Krankenhaus Schwesternzimmer – Morgen
Schwester Sabine und Schwester Angela sind im Schwesternzimmer und bereiten die Visite vor.
„Oh Mann, Sabine, ab heute wird’s wieder laut werden. Der Meier ist doch heute wieder da. Da vergeht einem doch gleich die Lust an der Arbeit.“ „Aber Angela, er ist dein Chef. Und gestern … war er ganz … nett.“ „DER und NETT?! Nie im Leben.“ „Doch, er sah ziemlich … gut aus.“ „Hat in seinem Urlaub vielleicht endlich mal wieder eine flach gelegt.“ „ANGELA!!! So redet man nicht über den Chef. Außerdem glaub ich nicht, dass er … na, du weißt schon. Der war doch in Afrika bei der Frau Doktor.“ „Ach, in Afrika war der? Na da laufen doch genug willige Frauen herum.“ „ANGELA!!! Das wird mir zu blöd. Der liebt doch nur die Frau Doktor.“ „Ja, Sabine, wann lernst du endlich, dass es Märchen im wahren Leben nicht gibt?“ „Ich weiß es halt einfach. Das zwischen den beiden, das ist … hach … die ganz ganz große Liebe.“ „Liebe? Der weiß doch noch nicht einmal, wie man das Wort schreibt.“ „Dann glaub halt nicht dran. Ich arbeite ja schon viel länger mit ihm zusammen und … kenne ihn ein bisschen besser. Und gestern … also, er war wirklich nett. Das kann nur an der Frau Doktor liegen!“ „Na, dann hat er eben die flachgelegt.“ „ANGELA!!!“
Sabine reicht es endgültig und sie dreht sich angewidert von Angela weg. Dass diese Person auch immer so vulgär sein musste. Sie, Schwester Sabine, wusste doch schon ganz lange, was da zwischen dem Dr. Meier und der Frau Doktor war. Ja, sie hatte es als erste gewusst. Und sie hatte immer gehofft, dass er es ihr auch irgendwann mal sagte. Denn die beiden gehörten einfach zusammen. Dessen war Schwester Sabine sich sicher. Ja, sie selber hatte keine Erfahrung mit Männern, aber das lag doch einfach nur daran, dass sie Angst hatte … wegen ihrer Mutter, die sie Zuhause kleinhielt, sie wie ein kleines Kind behandelte. Sie konzentrierte ihre gesamte Aufmerksamkeit in ihre Ausbildung zur Krankenschwester und war froh, als sie einen Job im Elisabeth Krankenhaus bekam. So hatte sie wenigstens tagsüber Ruhe vor ihr Mutter. Nur schaffte sie es nie, auszuziehen. Zuviel Angst hatte sie vor dem Alleinsein. Bis … bis sie auf Günni traf, den neuen Pathologen. Zwischen beiden entwickelte sich eine zarte Liebesgeschichte, weil Günni auch nicht ganz von dieser Welt war. Sabine seufzt beim Gedanken an Günni.
„Öh, Schwester Sabine?“ „Was? Oh. Herr Doktor. Guten Morgen.“ „Ausgeschlafen?“ „Ähm … ja.“ „Gut. 9 Uhr Visite. Bringen Sie mir bitte Kaffee in mein Büro?“ „Natürlich.“
Marc geht in sein Büro und fährt seinen PC hoch. Sabine bringt den Kaffee und steht einen Moment unschlüssig vor Marcs Schreibtisch.
„Äh … ist noch was, Sabine?“ „Schön, dass Sie wieder da sind, Herr Doktor.“ „Ähm … ja … ich … freu mich … auch.“
Sabine verlässt Marcs Büro und lässt ihn verwirrt zurück. Schwester Sabine freut sich, dass er wieder da ist??? Irgendwie hat Marc das Gefühl, er ist ein bisschen im falschen Film. Kopfschüttelnd wartet er, bis sein PC sich komplett hochgefahren hat. Dann schiebt er die Installations-CD in den Rechner und startet das Programm. Zufrieden lehnt er sich in seinem Stuhl zurück, noch hat er etwas Zeit bis zur Visite.
„Dann schauen wir doch mal, ob Mehdi es geschafft hat.“
Hm, das Kapitel ist auch irgendwie nur sehr kurz. Aber ich will das Kapitel von morgen nicht vorziehen. Lassen wir Mehdi erstmal die Ehre.
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XVI/02 Marcs Büro – Morgen
Ein paar wenige Klicks später öffnet sich das entsprechende Fenster.
„Hallo? Hallooooooooo? Marc? Wieso seh ich nichts? Och Mehdi, lass doch mal, du machst schon wieder alles kaputt.“ „Wie bitte? Guck mal, du musst DA drauf drücken.“ „Wieso das denn? … Oooooh, meine Ohren.“ „Gretchen, setz doch die blöden Kopfhörer ab, die brauchst du doch gar nicht. Ich hab’s dir gesagt. Das geht auch ohne.“ „Du sollst aber nicht mithören.“ „Och, ich werd dich schon mit deinem Herzblatt alleine lassen. Werd mir euer Gesäusel ganz bestimmt nicht antun.“
Marc sitzt fasziniert vor seinem PC und hört den beiden zu. Das war wieder so typisch Gretchen. Muss sie doch irgendwie auf den Sprechknopf gekommen sein und merkt es noch nicht einmal. Er kann sich das Lachen nur schwer verkneifen.
„Ähm, ich unterbreche nur ungern, aber ich KANN euch hören.“ „Äh, Marc … hallo. Ich versuche Gretchen nur grad zu erklären, wie …“ „Ja, Mehdi, ich hab’s ja jetzt verstanden. Würdest du jetzt bitte gehen?“ „Aber klar doch. Denk dran, wir müssen in 20 Minuten los.“ „Jaha.“
Marc sieht durch die Kamera, wie Mehdi den Raum verlässt und atmet tief durch.
„Hasenzahn“, sagt er ganz sanft. „Hallo Marc.“ „Na, hast du gut geschlafen?“ „Schon, aber mit dir bestimmt noch besser. Sag mal, bist du im Krankenhaus?“ „Jep, in meinem Büro.“ „Und was sagt Papa dazu?“ „Wozu? Dass ich kurz vor der Visite in meinem Büro bin? Na ich denke, er wäre nicht erfreut, wenn ich woanders wäre.“ „Ja … schon … aber ich meine, weil … du gerade privat telefonierst … von deinem Rechner aus.“ „Och, Gretchen. Ich denke, in dem Fall hat dein Vater nichts dagegen. Ich soll dich übrigens schön von ihm grüßen. Er ist stolz auf dich.“ „Ich vermiss euch alle so sehr.“ „Ich weiß.“
Eine Pause entsteht zwischen beiden, weil keiner weiß, was er sagen soll. Beide lächeln sich nur über die Webcam an.
Plötzlich klopft es und reißt Marc aus seinen Gedanken.
„Ja?“
Schwester Sabine steckt den Kopf zur Tür herein.
„Herr Doktor, die Visite.“ „Ist gut, ich komme, Sabine.“
Sabine schließt die Tür hinter sich.
„Gretchen, du hast Sabine gehört. Ich muss. Ich wünsch dir einen tollen Tag und denk immer dran. Mach mich stolz, Kleines.“ „Das mach ich, Marc.“ „Bis bald.“ „Tschüss.“
Marc drückt das Gespräch weg und der Bildschirm wird dunkel. Er strafft die Schultern und begibt sich zur Visite. Der Alltag hat ihn wieder.
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Dies ist ein Spoiler zu morgen. Wer sich überraschen lassen möchte, lässt ihn zu. Allen anderen sag ich: Lesen auf eigene Gefahr.
So, als kleinen Vorgeschmack gibt es schon mal den ersten Satz vom morgigen Kapitel:
Schwester Sabine sitzt in ihrer Mittagspause mit Dr. Gummersbach in der Kantine und lässt sich ihren Salat schmecken.
Was dabei alles so passiert und warum Schwester Sabine den Beinamen 007Bine bekommen könnte, das ...
So, meine Lieben, hier jetzt wie versprochen Schwester Sabine at it's best. . Ich liebe dieses Kapitel. Ich hoffe, euch geht es genauso.
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XVI/03 Krankenhaus Caféteria – Mittag
Schwester Sabine sitzt in ihrer Mittagspause mit Dr. Gummersbach in der Kantine und lässt sich ihren Salat schmecken.
„Nein, wenn ich es dir sage, Günni, der Dr. Meier ist wie ausgewechselt. Nicht ein böses Wort ist bis jetzt gefallen. Ich glaube …“ Sabine beugt sich zu Dr. Gummersbach und flüstert ihm ins Ohr: „… er hat es der Frau Doktor endlich gesagt.“ „Aha.“ „Günni! Ist das alles, was dir dazu einfällt? Ich meine, vielleicht … oh pssst, da ist er.“ „Hm.“
Sabine hat Marc erspäht, der sich ebenfalls in seiner Mittagspause in die Kantine gesetzt hat. Er sitzt gerade so, dass Sabine ihn wunderbar im Blick hat. Marc sitzt alleine an seinem Tisch. Von allen anderen Anwesenden wird er dagegen nicht beachtet.
„Oh, guck mal, Günni, jetzt nimmt er sein Handy und … ich glaube, er tippt was ein. Hmmm, guck doch mal, wie verliebt der guckt.“ „Hm.“ „Och, du hast doch gar nicht geguckt. Egal. Der hat bestimmt der Frau Doktor geschrieben. Hm, ganz bestimmt. Ooooh, jetzt hat er uns gesehen. Öh, bloß nicht hingucken.“ „Mach ich schon nicht.“ „Puh, ich glaube, er hat uns nicht gesehen. Uuuuh, er wartet bestimmt auf eine Antwort von der Frau Doktor. Ah! Jetzt! Jetzt guckt er schon wieder so … voll niedlich irgendwie. Guck doch mal!“
Nachdem Sabine ihren Freund nun angestupst hat, dreht der sich auffallend um und lässt seinen Blick durch die Cafeteria schweifen. Sabine ist das aber wiederum zu auffällig, so dass sie ihn zurückzieht.
„Günni. Das macht man doch nicht so auffällig. Wenn er jetzt was gemerkt hat?“ „Und wenn schon.“ „Aber Günni. Er sieht irgendwie glücklich aus. Und jetzt lächelt er sogar. Ups, er guckt schon wieder.“
Schwester Sabine versucht sich hinter Günni zu verstecken, was ihr aber nur leidlich gelingt. Von seinem Platz aus schaut Marc sie fragend an und Schwester Sabine läuft rot an. Marc gibt ihr ein eindeutiges Zeichen, dass sie zu ihm kommen soll. Sabine steht auf und geht langsam auf ihn zu.
„Ja, Herr Doktor?“ „Ähm, Schwester Sabine, hab ich irgendwas im Gesicht oder auf meinem Kittel?“ „Ähm … nein, Herr Doktor, wieso … fr … fragen Sie?“ „Weil ich das dumme Gefühl nicht loswerde, dass SIE mich beobachten, vielleicht?“ „Aber … nicht doch, Herr Doktor.“ „Gut. Denn ich würde, ehrlich gesagt, meine Mittagspause in Ruhe genießen.“ „Na… natürlich, Herr Doktor.“ „Gut.“
Schwester Sabine macht keine Anstalten zu gehen. Deswegen schaut Marc sie fragend an.
„Ist noch was? Sonst hätt ich gern wieder meine Ruhe.“ „Ich wollte nur noch sagen, dass … dass sie mir so … viel besser gefallen … so … ausgeglichen.“
Sabine geht wieder an ihren Platz und kann von dort aus beobachten, wie Marc die Augen zusammenkneift und die Stirn in Falten legt.
„Und, du kleine Spionin, konntest du was rauskriegen?“ „Nein, Günni, aber wir müssen vorsichtiger sein, er hat uns im Visier.“ „Uns?“ „Hmh. Oh! Wer ist denn das?“
Schwester Sabine muss mit ansehen, wie sich eine blonde Frau im Kittel – offenbar eine Ärztin – zu Dr. Meier an den Tisch setzt. Ihre Augen werden groß und ihr fehlen für ein paar Minuten die Worte.
„Günni, guck doch mal. Wer ist diese … diese … Frau bei Dr. Meier? Oh nein, das ist ja wie in Dr. Rogelt Band 14 Die geheimnisvolle Unbekannte, wo Dr. Rogelt eine sehr attraktive Frau kennenlernt und für einen Moment vergisst, dass er eigentlich Moniqwe … ooooh nein, guck doch mal, jetzt beugt sie sich zu ihm rüber und … oh, sie flüstert ihm was ins Ohr … aber er wird doch nicht … nein! Jetzt stehen sie gemeinsam auf und … wo will er denn mit der hin? Günni, können wir später weiterreden, ich muss …“
Sabine steht so hastig auf, dass ihr Stuhl umfällt und sie mit dem lauten Krachen alle auf sich aufmerksam macht. Peinlich berührt nimmt sie ihr Tablett und bringt es schnell zum Tablettwagen. Dann läuft sie Dr. Meier und der unbekannten Frau hinterher.
So, es ist spät, ich weiß. Deswegen sag ich an alle Nachtschwärmer einfach: Grüezi! Und an alle, die es erst am Samstag lesen: Guten Morgen.
Ich danke euch für eure lieben Kommis.
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XVI/04 Elisabeth Krankenhaus – Nachmittag
„Schwester Sabine, antreten!“ Marcs Stimme hallt durch den Gang des Elisabeth-Krankenhauses und sie kann ihn deutlich im Schwesternzimmer hören.
„Was hat er denn jetzt schon wieder?“ „Du wirst es ja gleich wissen.“
Sabine legt ihren Dr. Rogelt Band (Nr. 14) beiseite, in den sie mal wieder ihre Nase gesteckt hatte, und erhebt sich von ihrem Stuhl. Auf dem Weg zu Marcs Büro fragt sie sich, was er wohl von ihr wollen könnte. Zaghaft klopft sie kurze Zeit später an seine Tür, die auch sogleich von ihm aufgerissen wird.
„Sie … haben gerufen, Dr. Meier?“ „Ja, setzen!!!“
Sabine setzt sich auf den angebotenen Stuhl und faltet nervös ihre Hände. Mit den Schuhspitzen malt sie imaginäre Kreise auf den Fußboden, ihr Gesicht ist gesenkt.
„Schwester Sabine?“
Marcs durchdringender Ton lässt sie zaghaft aufblicken. Marc hatte sich hinter seinen Schreibtisch gesetzt und schaut Sabine fragend an. Dieser wird zunehmend mulmiger und sie knetet ihre Finger immer stärker.
„Schwester Sabine, manchmal frage ich mich, ob Sie sich für den falschen Beruf entschieden haben.“ „Wie … wie meinen Sie das denn … Herr Doktor?“ „Sabine, wir beide wissen doch, dass sie zur Spionin nicht geeignet sind, oder?“ „Aber …“ „Tz tz. Glauben Sie wirklich, ich habe nicht gemerkt, dass Sie mich in der Kantine beobachtet haben? Na, so dumm dürften selbst Sie nicht sein.“ „Aber … ich …“ „Hmmmm, Sabine, was sollen wir bloß mit Ihnen machen?“
Schwester Sabine sitzt vollkommen zusammengesunken auf dem Stuhl und starrt angestrengt auf ihre Schuhspitzen. Marc sieht, dass es verdächtig um ihre Schultern zuckt. Dabei wollte er ganz sicher nicht erreichen, dass er schon wieder ein heulendes weibliches Wesen vor sich hatte … zumal er es dem Professor ja versprochen hatte.
„Hören Sie, Sabine, wenn Sie etwas wissen wollen, dann fragen Sie einfach. Sie werden ganz sicher nicht auf alles Antworten bekommen, aber Sie sind einfach keine Schnüfflerin. Lassen Sie das, ja?“ „Aber ich … will doch nur wissen, wie …“ „Ja?“ „…wie es der Frau Doktor geht.“ „Gut“, kommt es wie aus der Pistole geschossen aus Marcs Mund, was Sabine augenblicklich aufblicken lässt. Etwas gefasster und überlegter antwortet Marc weiter: „Es geht ihr wirklich gut. Ich habe erst heute Morgen mit ihr gesprochen, wenn es Sie beruhigt.“
Sabine nickt.
„Das ist schön.“ „Gut. Dann haben wir das ja geklärt. Würden Sie dann wieder an die Arbeit gehen?“ „Ja, Herr Doktor.“
Sabine macht keine Anstalten, sich von ihrem Sitz zu erheben, weswegen Marc sie fragend anschaut.
„Ähm … hab ich … ist noch was?“ „Ich … darf ich Sie noch was fragen, Herr Doktor?“ „Ähm … ich hoffe doch, es hat was mit der anstehenden OP zu tun?“ „Naja … also …“ „Nein?“
Sabine schüttelt den Kopf.
„Dann fragen Sie lieber nicht.“ „Schade.“
Sabine lässt den Kopf hängen und erhebt sich langsam von ihrem Stuhl. Sie hat bereits die Tür geöffnet, als Marc sie noch mal zurückhält.
„Sabine?“ „Ja?“ „Machen Sie sich um Hasenzahn nicht so viele Sorgen. Es geht ihr WIRKLICH gut.“ Und nach einer kurzen Pause: „Und jetzt bereiten Sie den Patienten für die OP vor. Ich bin in 20 Minuten da.“ „Danke, Herr Doktor.“
Nachdem Sabine die Tür hinter sich geschlossen hat, lässt Marc seinen Kopf auf den Schreibtisch fallen. Womit hatte er DIESE Krankenschwester nur verdient? Sie würde ihn wahrscheinlich seinen letzten Nerv kosten und er sehnt sich in diesem Moment nach einer ganz bestimmten Person, die ihn ganz sicher von Sabine ablenken würde.
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Das nächste Kapitel wird's wohl leider erst am Sonntagabend geben. Geht leider nicht anders wegen Arbeit.
Etwas später als angekündigt, aber von der Thematik her passt es auch besser zu einem Montag. Mal sehen, wie es euch gefällt. Ihr fandet mir ja alle Marc zu nett.
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XVI/05 Elisabeth-Krankenhaus – eine Woche später
Seine erste Woche war vollgepackt mit Termin und er verbrachte viel Zeit im Krankenhaus. Nach einem weiteren anstrengenden Tag steht Marc in der Umkleide, um seinen Kittel in seinen Spind zu hängen. Er ist allein. Aber wie oft war er es in diesem Raum nicht. Wie oft konnte er einen Blick auf Gretchen werfen, wenn sie sich die Haare zusammenband und er einen Blick auf ihren hübschen Hals werfen konnte. Oder auf ihr Dekolletee? Verträumt streicht er mit den Fingern über ihren Spind.
„Ach, Gretchen. Du weißt, warum.“
Er lässt sich auf einen der Stühle sinken und vergräbt das Gesicht in seinen Händen. Ja, nach außen hin markierte er schon immer den Starken, aber innerlich war er selten so aufgewühlt wie seit jenem Tag, als er ihren ersten Abschiedsbrief gelesen hatte. Seitdem war sein Leben ein einziges Chaos … nein, wenn er es sich recht überlegt, war es das schon seit ihrer Ankunft im Krankenhaus, da hatte Mehdi recht. Seufzend fährt er sich mit seinen Händen durch die Haare, steht abrupt auf und verlässt das Krankenhaus. Die frische Abendluft nimmt ihn gefangen. Er steckt sich eine Zigarette an und inhaliert den Qualm tief in seine Lunge.
In seinem Kopf herrscht das reinste Chaos. Immer wieder sieht er Gretchen, wie sie ihm in die Augen sieht, nachdem er ihr gesagt hat, dass er sie liebt. Und im nächsten Augenblick muss er an ihren traurigen Blick denken, als er ihr sagte, dass sie dieses eine Jahr getrennt sein würden, weil ER es für SIE so wollte. Er muss an ihre Tränen denken, als sie dachte, dass er mit ihr schlussmachen würde. Sie war so … sie ist einfach der komplizierteste Mensch auf Erden, den er kannte. Aber gleichzeitig auch der liebenswerteste, hoffende und ehrlichste Mensch … und die Frau, die als einzige sein Herz erobert hatte.
„Scheiße, Scheiße, Scheiße!“ fluchend stößt Marc mit dem Fuß gegen das Vorderrad seines Wagens. Immer wieder flucht er laut, in der Hoffnung, dass sich das Chaos in seinem Kopf dadurch auflösen würde. Aber er hat keinen Erfolg damit.
„Dr. Meier?“ „Was?“ „Kommen Sie, hier um die Ecke gibt es ne nette Kneipe. Ich lad Sie auf ein Feierabendbier ein.“ „Ähm, soweit kommt’s noch! Dass ich mich von einer Frau zu nem Bier einladen lasse.“ „Gut, dann laden SIE mich eben ein.“
Marc sieht in ihrem Blick, dass es wohl wenig Sinn machen würde, dieser Frau zu widersprechen. Also lässt er ihr den Vortritt und folgt ihr in die angesprochene Kneipe. Beide nehmen am Tresen Platz und Marc ordert zwei Bier. Beide sitzen eine Zeitlang nur schweigend da. Marc dreht die Bierflasche in seinen Händen.
„Dr. Meier, darf ich Sie was fragen?“ „Wird’s persönlich? Dann lassen Sie es lieber.“ „Okay, Sie müssen nicht reden, aber normal ist das ganz bestimmt nicht.“
Marc sieht von der Flasche auf und die Person neben sich jetzt fragend an.
„Was ist nicht normal?“ „Dass Sie wilde Flüche aussprechen und auf ihr Auto eintreten. Wenn der Motor nicht anspringt, geb ich Ihnen gern Starthilfe.“ „Es ist nicht das Auto“, antwortet er und wendet sich wieder von der Person ab.
Marc leert seine Flasche in einem Zug und bestellt sich eine neue. Nach einem kräftigen Schluck sagt er: „Es ist wirklich nicht das Auto.“ „Wollen Sie reden?“
Ohne die Frau neben ihm anzuschauen, zuckt er mit den Schultern.
„Reden. Reden wird doch total überbewertet.“ „Kann manchmal aber auch befreien.“
Marc antwortet nicht, sondern starrt weiter auf die Bierflasche in seiner Hand. So surreal wie ihm die Situation gerade vorkommt, mit dieser Frau in einer Bar zu sitzen und Bier zu trinken … irgendwie ist er auch froh, dass er gerade nicht alleine ist. Allerdings hat er keine Ahnung, worauf das ganze hinauslaufen soll, da sie auch schon wieder schweigt. Er spürt ihren Blick auf sich ruhen, aber er kümmert sich nicht wirklich drum. So vergehen weitere Minuten, in denen beide kein Wort sprechen. Die Bierflaschen sind leer und Marc ordert eine neue Runde.
„Ich bin übrigens Klara.“ „Marc.“
Langsam verdrängt der Alkohol das Chaos in seinem Kopf und Marcs Wut auf sich selber verraucht. Leider steigt auch sein Alkoholpegel und er muss sich zu vorgerückter Stunde ein Taxi rufen.
Ich muss zugeben, heute habe ich wegen des Kapitels ein bisschen Bauchschmerzen. Deswegen gibt's auch keine langen Vorworte ... ich schleich gleich wieder raus.
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XVII/01 am nächsten Morgen
Als Marc wach wird, brummt ihm der Schädel. Er will zu der Wasserflasche greifen, die üblicherweise neben seinem Bett steht, um etwas gegen den fahlen Geschmack in seinem Mund zu tun, aber da ist nichts. Jedenfalls keine Wasserflasche. Stattdessen fühlt er … ruckartig richtet er sich auf, was er lieber hätte bleiben lassen. Der Bautrupp in seinem Kopf erhöht die Frequenz der Bohrhämmer und Marc sinkt wieder zurück ins Bett.
Nachdem er mehrere Male tief Luft geholt hat, öffnet er langsam die Augen. Aber er schließt sie sofort wieder. Zum einen weil das Tageslicht ihm weitere Schmerzen bereitet, zum anderen kann er nicht glauben, was er sieht.
Erneut öffnet er ein Auge und schaut in ein Frauengesicht. Er versucht sich an die vergangenen Stunden zu erinnern, aber da ist nichts … er weiß nur noch, dass er fluchend an seinem Wagen gestanden hatte und dass die neue Psychotante ihn mit zu einem Feierabendbier geschleppt hatte.
Stöhnend dreht er sich auf die andere Seite. Das … und schlagartig ist neben dem Hämmern in seinem Kopf auch das Chaos wieder da. Gretchen. Ihre Augen bereiten ihm den nächsten Schmerz. Auch wenn sie nur vor seinem inneren Auge auftaucht, so hat er doch das Gefühl, dass sie ihn unglaublich traurig und verletzt ansieht.
Für einen Moment ignoriert Marc alle Schmerzen in seinem Kopf, steht auf, zieht sich Hose und Hemd an, schnappt sich seine Jacke und verlässt die Wohnung.
Als die Haustür hinter ihm ins Schloss gefallen ist, läuft er ziellos durch die Straßen. Er kennt die Gegend nicht und auch die Straßennamen nimmt er nur am Rande war.
„Scheiße!“
Er läuft weiter planlos umher und versucht sich an die letzten Stunden zu erinnern. Aber auch jetzt will die Erinnerung nicht wieder kommen. Gut, vielleicht war es auch besser so. Was er nicht weiß … Gretchen.
„Scheiße! Scheiße! Scheiße!“
Plötzlich vernimmt er das Klingeln seines Handys. Er zieht es aus der Tasche und nimmt ab, ohne vorher nachzusehen, wer es ist.
„Ja?!“ „Meier! Wo bleiben Sie denn? Sie haben seit einer Stunde Dienst!“ „Herr Professor, ich … ich bin gleich da.“ „Gut.“
Der Professor hat ihn bereits weggedrückt.
„Scheiße!“
Nicht nur, dass Marc nicht weiß, was letzte Nacht passiert war und ob überhaupt etwas passiert war. Nein, zu allem Übel hat er jetzt auch noch seinen Dienst verpasst. Das war ihm bis dahin noch nie passiert.
Schnell schaut er sich um und sucht nach dem nächsten Straßenschild, bevor er sich ein Taxi ruft. Als er im Taxi sitzt, ruft er Schwester Sabine an.
„Dr. Meier? Der Professor hat schon nach Ihnen gefragt.“ „Ich weiß, Sabine. Hören Sie. Bereiten Sie alles vor, ich bin in zwanzig Minuten da. Und Kaffee heute mal extra stark.“ „Aber warum sind Sie denn heute so spät dran?“ „Sabine! Machen Sie einfach!!!“
Als Marc am Krankenhaus ankommt, wird er bereits von Professor Haase erwartet.
„Mensch, Meier! Wie sehen Sie überhaupt aus? Und … haben Sie etwa getrunken?“ „Herr Professor, ich …“ „Okay, wissen Sie was, Meier. Fahren Sie nach Hause. Ich übernehme die OP, Knechtelsdorfer wird mir assistieren. Schlafen Sie erstmal ihren Rausch aus. Hat ja keiner was dagegen, wenn Sie sich auch mal ein Feierabendbierchen gönnen, aber bitte nicht, wenn Sie am nächsten Tag im OP stehen. Glauben Sie bloß nicht, dass wir die OP wegen ihrer … Unpässlichkeit verschieben. Meier, das haben Sie sich jetzt selber zuzuschreiben.“ „Aber, Herr Professor …“ „Sie sind für heute beurlaubt. Das ist eine dienstliche Anweisung. Und jetzt ab nach Hause mit Ihnen!“
Marc weiß, dass es keinen Sinn hat, dem Professor zu widersprechen, also lässt er sich nach Hause bringen, wo er sich angezogen aufs Bett fallen lässt. „Ich wollte das nicht, Gretchen“, denkt er noch, bevor er die Augen schließt.
Ganz so einfach wollen wir es dem Marc doch auch nicht machen. Habt bitte ein bisschen Geduld.
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XVII/02 Selber Abend – Marcs Wohnung
Als Marc wach wird, ist es draußen noch hell. Ein Blick zum Wecker sagt ihm, dass es erst fünf Uhr Nachmittag ist. Er schlurft ins Bad und was ihm aus dem Spiegel entgegenblickt, gefällt ihm überhaupt nicht. Der Mensch, der ihm da entgegensieht, sieht müde und erschöpft aus. Tiefe Ringe liegen unter seinen Augen, auf den Wangen zeigt sich deutlich der Drei-Tage-Bart, das Haar steht wirr in alle Richtungen. Ohne große Lust nimmt Marc den Rasierer zur Hand, bevor er unter die Dusche steigt. Sein Gegenüber sieht danach zwar etwas gepflegter aus, aber die Stirn liegt immer noch in tiefen Falten.
Lustlos und fast schon desorientiert läuft er durch seine Wohnung und lässt sich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Er schaltet den Fernseher an, aber was da läuft, nimmt er überhaupt nicht wahr. Seine Gedanken fahren immer noch Achterbahn.
Wie konnte ihm das passieren? Er war bei einer … Fremden aufgewacht. Hatten Sie etwa …? Er horcht tief in sich rein, aber eine Antwort bekommt er nicht. Gleichzeitig schieben sich wieder Gretchens traurige Augen vor sein inneres Auge. Verzweifelt stützt er den Kopf auf seine Hände und rauft sich durch die Haare. Nein, das darf nicht sein.
Das Klingeln seines Telefons holt ihn in die Wirklichkeit zurück. Lustlos nimmt er ab.
„Meier.“ „Meier!“ „Herr Professor!“ „Ich erwarte Sie in meinem Büro in … einer Stunde.“ „Okay.“
Fast schon resigniert legt Marc auf, holt seine Jacke und fährt ins Krankenhaus. Während der gesamten Fahrt hat er ein ungutes Drücken in der Magengegend. Der Professor klang wenig erfreut. Allerdings wundert es ihn nicht, dass er nach seinem Auftritt vom Morgen zum Professor zitiert wird. Als der das Auto auf seinen Parkplatz lenkt, setzt bereits die Abenddämmerung ein.
Kurz darauf klopft er an Professor Haases Tür und wird hereingerufen.
„Setzen Sie sich, Meier. Ich glaube, Sie wissen, warum ich sie hergerufen habe?“ „Ich kann es mir denken, Herr Professor.“
Franz setzt sich kopfschüttelnd an seinen Schreibtisch und blickt Marc ernst an.
„So etwas wie heute Morgen … das geht einfach nicht, Meier. Sie haben unseren ganzen OP-Plan durcheinander gebracht. Was ist nur mit Ihnen los?“ „Ich weiß nicht, Herr Professor. Es ist einfach alles so … kompliziert.“ „Geht es wieder um meine Tochter? Ich dachte, Sie hätten das ein für allemal geklärt?“ „Ja … nein … schon.“ „Meier, was ist nur aus Ihnen geworden? Wo ist der motivierte Arzt hin, den ich hier eingestellt habe. Seit Wochen sinkt Ihre Laune von Tag zu Tag. Nachdem Sie bei Margarete waren, dachte ich ehrlich gesagt, es geht wieder aufwärts, aber heute Morgen … so fahrig hab ich Sie noch nie erlebt. Mensch, Meier! „Herr Professor, ich …“ „Ich muss mich auf mein Team hundertprozentig verlassen können. Solche Ausfälle wie heute Morgen bringen alles durcheinander und werfen kein gutes Bild auf unser Krankenhaus. Fühlen Sie sich bei uns etwa nicht mehr wohl? Sie wissen, dass ich Sie als Arzt sehr schätze … und als Mensch. Wir Chirurgen sind schon ein besonderer Schlag, aber auch wir sind nur Menschen. Wenn Sie unglücklich sind mit Ihrer Stellung hier, dann … hoffe ich doch, dass Sie den Schneid haben und mit mir darüber reden.“ „Das ist es nicht, Herr Professor. Ich bin wirklich gerne hier.“ „Gut, aber irgendwas bedrückt Sie doch. Hören Sie, wenn es wegen meinem Kälbchen ist. Ich kann mit ihr reden. Sie kann sofort wieder hier anfangen.“ „Nein!“ „Was? Nein?“ „Ähm … verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Aber ich denke, sie braucht die Zeit. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das erklären soll, Herr Professor, aber ICH habe sie gebeten in Afrika zu bleiben.“ „SIE?“ „Ja, ich.“ „Aber haben Sie mir nicht gesagt, dass …“ „Ja, und dazu … stehe ich auch. Aber Gretchen tut diese Auszeit von mir gut. Sie … ich … sie kann viel mehr, als sie zeigt. Und ich will doch auch, dass eine sehr gute Ärztin aus ihr wird. Sie kann das. Das weiß ich.“ „Aber leicht ist ihnen die Entscheidung nicht gefallen, oder?“
Marc senkt den Kopf und ohne den Professor anzuschauen schüttelt er selbigen.
„Nein. Aber Gretchen muss lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Ich meine, Herr Professor, ich … ich kann ihr nicht versprechen, dass das mit uns beiden auf ewig gut geht. Das kann ich einfach nicht, auch wenn ich es … versuche.“ „Verstehe. Meier, ich hoffe, ich erscheine jetzt nicht … zu … hm, also hoffentlich trete ich Ihnen jetzt nicht zu nahe, aber … vielleicht sollten Sie mal mit jemand unabhängigen darüber reden.“ „Wie … meinen Sie das?“ „Hier. Das ist die Karte unserer Krankenhauspsychologin. Nein, bevor Sie etwas sagen, denken Sie einfach mal drüber nach. Meier, wir brauchen Sie hier, aber im Moment sind Sie mit ihren Stimmungsschwankungen eher eine Belastung … sowohl fürs Personal als auch die Patientin. Lassen Sie es sich einfach mal durch den Kopf gehen. Und entspannen Sie am Wochenende mal wieder.“
Marc zögert, nimmt die Karte dann aber doch an sich. Er reicht dem Professor zum Abschied die Hand. In Gedanken versunken verlässt er das Krankenhaus und merkt noch nicht einmal, dass er dabei fast Sabine über den Haufen rennt.
So, weiter geht's. Wir schlagen mal wieder die Brücke nach Afrika. Ich glaube, da waren wir schon längere Zeit nicht mehr.
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XVII/03 Später – Marcs Wohnung
Als Marc wieder nach Hause kommt, ist er noch aufgewühlter und er hat das dringende Bedürfnis Gretchens Stimme zu hören. Er greift zum Telefon und ist bereits im Telefonbuch, doch er schafft es nicht, auf den kleinen grünen Hörer zu drücken. Nachdem er es auch zwei weitere Male nicht schafft, wirft er das Handy genervt in die Couchecke, geht zum Kühlschrank und öffnet sich ein Bier. Nach dem ersten Schluck schüttet er den Rest in den Ausguss. Irgendwie hat es einen fahlen Beigeschmack und er muss an den letzten Abend denken.
Marc Meier muss erkennen, dass er zum ersten Mal in seinem Leben die Kontrolle darüber verloren hatte. Sicher hatte er in seiner Jugend schon den ein oder anderen Blackout, aber da war es cool, man war in. Jetzt wusste er nicht, was in der Nacht zuvor gelaufen war. Und wenn er ehrlich zu sich war, wollte er es vielleicht auch gar nicht wissen. Schließlich würde das heißen, dass er Gretchen wieder einmal wehtun müsste. Dabei hatte er ihr doch versprochen, genau das nicht mehr zu tun. Wahrscheinlich wäre es das Beste, er würde das, was da vielleicht passiert war, einfach vergessen. Gretchen würde nie davon erfahren und er würde ihr keinen Schmerz zufügen.
Marc schließt die Augen und seufzt laut. Wieder schieben sich ihre blauen Augen, die ihn traurig anblicken, vor sein inneres Auge. Sein Kopfschütteln vertreibt dieses Bild nicht und auch das Gefühl, dass er vielleicht reden sollte, lässt ihn nicht los.
Plötzlich reißt ihn das Klingeln seines Handys aus seiner Grübelei. Er holt es aus der Couchecke hervor und seufzt erneut. Es ist Gretchen. So gern er vor ein paar Minuten noch ihre Stimme hören wollte, so unsicher ist er jetzt. Immer noch unschlüssig hält er es weiterhin in seiner Hand und lässt es klingeln. Irgendwann nimmt er doch ab. So normal wie möglich versucht er sie zu begrüßen.
„Gretchen.“ „Marc, endlich!“ „Entschuldige, war … im Bad.“ „Sag mal, du klingst irgendwie komisch. Ist irgendwas?“ „Nein … war nur ein … komischer Tag … irgendwie.“ „Willst … willst du darüber reden?“
Marc hört den Ernst in ihrer Stimme.
„Hm. Gretchen, wärst du böse, wenn ich nein sage? Erzähl mir lieber, wie es dir geht. Alles okay in Afrika?“ „Ja, alles gut. Mehdi, Gigi und ich sind ein gutes Team und die anderen Ärzte werden auch immer besser. Nur … du fehlst mir, Marc.“ „Du mir auch.“ „Wirklich?!“ „Natürlich. Du weinst jetzt aber nicht, oder?“ „Nein. Ich versuch es. Du sollst doch stolz auf mich sein.“ „Das bin ich doch, Gretchen.“
Marc schweigt danach erst einmal, weil er plötzlich einen dicken Kloß im Hals hat.
„Marc? Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ „Hör zu, Hasenzahn, es war einfach eine anstrengende Woche. Ich bin müde“, antwortet er vielleicht etwas zu streng. Es tut ihm auch sofort leid.
„Hast du am Wochenende frei?“ „Hm.“ „Okay, lass uns lieber dann in Ruhe nochmal telefonieren.“ „Tut mir Leid, Gretchen.“ „Schon okay, Marc. Ich weiß doch, wie anstrengend es im EKH zugehen kann.“ „Du fehlst mir hier.“ „Soll ich …?“ „Nein. Denk gar nicht erst darüber nach. Das hatten wir doch lang und breit besprochen.“ „Ich weiß.“
Wieder entsteht eine kurze Pause, in der keiner von beiden ein Wort sagt.
„Du, Gretchen, ich …“ „Ja?“ „Schön, deine Stimme zu hören.“ „Deine auch. Ich vermiss dich so sehr … oh, wart mal kurz … Nein, Mehdi, ich telefonier gerade … ja, mit Marc. Okay, ja … so, da bin ich wieder. Mehdi fragt, ob ich mit den beiden noch ausgeh. Gina will unbedingt mal wieder ein bisschen feiern.“ „Geh mit! Ich werd mich eh gleich aufs Ohr legen. Hab ein bisschen Spaß, Gretchen. Du hast es dir verdient.“ „Okay. Marc?“ „Hm?“ „Ich liebe dich.“ „Ich weiß. Viel Spaß Gretchen.“
Marc hat bereits aufgelegt. Einerseits tat es ihm gut, ihre Stimme zu hören, andererseits hatte sie wohl wahrgenommen, dass etwas anders mit ihm war. Marc ging es auch nicht wirklich gut, vor ihr so zu tun, als sei nichts gewesen, aber er konnte ihr das nicht sagen. Zumal er ja immer noch nicht weiß, ob und was da eigentlich genau passiert war. Und die einzige Person, die ihm wahrscheinlich eine Antwort darauf geben kann, ist die Person, die er gerade am allerwenigsten sehen will.
„Mehdi, ich komm doch mit.“ „Fein.“ „Oh, Mausi, das ist toll. Dann lass uns jetzt so richtig aufbrezeln.“ „Okay, Mädels. Dann geh ich uns mal was zum Vorglühen besorgen. Kann sich bei euch ja nur noch um Stunden handeln.“ „Mehdi!“
Mehdi nimmt sich seine Jacke und will die Wohnung verlassen, als Gretchen nochmal aus ihrem Zimmer herauskommt.
„Mehdi, warte mal kurz.“ „Ja, Gretchen? Soll ich dir noch was mitbringen?“ „Äh … nein, es geht um … Marc.“ „Marc? Aber ihr habt doch gerade eben miteinander telefoniert.“ „Ja, schon, aber … er war irgendwie komisch. Er klang, ehrlich gesagt, nicht gut. Aber er wollte mit mir nicht darüber reden.“
Mehdi verdreht die Augen.
„Gretchen …“ „Ja, ich weiß. Aber ich hatte das Gefühl, dass … vielleicht … braucht er ja ein Männergespräch. Ich weiß ja, dass er mit mir nicht wirklich reden kann … oder will, keine Ahnung. Aber er klang … abgekämpft.“ „Die Arbeit?“ „Ja … nein … Mann, Mehdi, ich weiß es einfach nicht.“ „Okay, Gretchen. Wenn er mit mir reden mag … aber du kennst Marc. Reden ist nicht gerade eine seiner Stärken.“ „Aber er hat doch niemanden mehr in Berlin.“ „Woran er nicht ganz unschuldig ist, wie du weißt.“ „Ja, aber er hat doch Recht.“ „Okay. Ich versuch ihn zu erreichen, aber ehrlich gesagt, mach ich mir keine großen Hoffnungen, dass ich was aus ihm rauskriege. Okay. Ich sollte dann auch mal.“ „Danke, Mehdi.“
Mehdi schließt die Tür hinter sich und geht hinunter auf die Straße. Er biegt in den nächsten Markt ein und holt zwei Flaschen Wein. Innerlich widerstrebt es ihm, Marc jetzt anzurufen, wo die Ärzte beschlossen hatten, sich bei all der Arbeit auch mal ein bisschen Spaß zu gönnen. Auch wenn er Gretchen ein guter Freund war, seine Gefühle für sie waren immer noch nicht ganz verschwunden und er war sich unklar, ob sie jemals ganz verschwinden würden. Aber sie hatten in Afrika, fern von Marc, ihre Freundschaft gefestigt und es tat ihm einfach nur gut, wenn Gretchen um ihn war. Auch wenn es immer noch wehtut, wenn sie von Marc redet, er kann sie einfach nicht traurig sehen. Und so nimmt er sein Handy und wählt Marcs Nummer. Es klingelt lange, bis der Angerufene rangeht.
„Mehdi?“ „Marc!“ „Warum rufst du an?“ „Weil Gretchen mich darum gebeten hat.“ „Och nee!“ „Marc, was ist los mit dir? Gretchen meinte, du wärst nicht du selber, als ihr vorhin miteinander gesprochen habt.“ „Es ist nichts. Kümmer du dich lieber um verwaiste kleine schwarze Menschen, statt mich vollzulabern.“ „MARC! Jetzt hörst du MIR mal zu. DU wolltest, dass Gretchen in Afrika bleibt. Jetzt hast DU schlechte Laune und lässt es sie spüren. Sag mal, bin ich hier im FALSCHEN FILM. Kannst du dir nicht mal einig werden, was du willst??? Ein Wort und sie kommt zu dir zurück. Aber du hältst sie von dir fern, Marc. Was soll das??? Ich dachte, du wärst endlich so weit.“ „Kaan!“ „Lass mich ausreden. DU hast Gretchen versprochen, dass du sie glücklich machst. Wieso hat sie dann immer wieder Tränen in den Augen??? Klar, sie versucht, stark zu sein, aber das gelingt ihr nur selten. Marc, Gretchen braucht dich. Vielleicht solltest du dich noch öfter bei ihr melden.“ „Aber …“ „Ja, ich kann mir denken, was du sagen willst. Mensch, du verweichlichst schon nicht, nur wenn du dich regelmäßig bei deiner Freundin meldest. Gretchen ist einfach nicht der Typ für eine Fernbeziehung.“ „Aber ich …“ „Nee, du auch nicht, merkt man ja. Mensch, Marc, komm endlich zu dir! Du kannst Gretchen doch nicht sagen, dass du sie liebst, und dich dann wieder aus dem Staub machen. Wie stellst du dir denn das vor? Ja, mein Freund, ich weiß davon. Und dafür kannste mir gern noch ein blaues Auge verpassen.“ „Mehdi?“ „Ja?“ „Darf ich jetzt auch mal?“ „Ähm … okay.“ „Ich hab … also … ich glaub, ich hab … was Dummes getan.“
Mehdis Stirn legt sich in Falten. Er kann durchs Telefon spüren, dass Marc etwas auf dem Herzen brennt.
„Was, Marc?“ „Ich bin …“, Mehdi hört, wie Marc tief durchatmet. „… neben einer … Fr…au aufgewacht.“
Mehdi lässt vor Schreck fast das Telefon fallen, kann es aber gerade noch so verhindern.
„DU … HAST … WAS?!?! Sag mir jetzt nicht, dass du … Gretchen … nee, Marc, oder? Das … ist hoffentlich nicht dein Ernst?“ „Mehdi, ich … ich weiß nicht, was passiert ist.“ „Hä? Ich denke, du …?“ „Es ist alles … so … kompliziert.“ „Ja, das kann ich mir vorstellen. SAG MAL, HAST DU NOCH ALLE LATTEN AM ZAUN?!?! Lässt Gretchen hier in Afrika, damit du dich in aller Ruhe durch die Gegend vögeln kannst? Das glaub ich jetzt nicht! Sag mal, hast du auch nur eine Sekunde an Gretchen gedacht???“ „Mehdi, ich war besoffen … so richtig … ich … hab nen totalen Blackout.“ „Marc, sorry, aber … das muss ich erstmal verdauen. Außerdem warten die Mädels … puh, wie soll ich Gretchen jetzt bloß unter die Augen treten.“ „Lass … bitte, sie darf das nicht erfahren. Sie soll nicht …“ „Du stellst dir das ganz schön einfach vor.“ „Bitte. Ich … Mehdi, es macht mich fertig, nicht zu wissen, was … und ob da überhaupt was war.“ „Kennst du sie?“ „Nein … ja … die neue Psychologin am EKH … Seifert, oder so.“ „Auch das noch! Du schreckst noch nicht mal vor ner Psychotante zurück!“ „Ich … ach leck mich doch! Warum rede ich eigentlich mit dir?“
Dann hört Mehdi nur noch das Tuten in der Leitung. Er fährt sich durch die Haare. Wie soll er sich jetzt nur Gretchen gegenüber verhalten?
Entschuldigt, dass es am Wochenende kein Kapitel gab. Die Arbeit war schuld. Aber wir machen jetzt einfach wie gewohnt weiter. Und schauen mal, wie es Marc nach dem Gespräch so geht, dass er so unwirsch abgebrochen hat.
Und für die Detektive unter euch: Ich liefere einen kleinen Hinweis auf DEN Abend. Bin mal gespannt, ob ihn wer findet.
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XVII/05 Marcs Wohnung – kurz darauf
Marc starrt immer noch auf das Telefon in seiner Hand. Gretchen hatte gemerkt, dass irgendwas anders war und sogleich Mehdi auf ihn angesetzt. Und er – Marc – hatte nichts Besseres zu tun, als Mehdi direkt von dieser … dieser … zu erzählen. Aber waren dazu Freunde nicht eigentlich da? Marc rauft sich durch die Haare … jetzt hatte er auch schon wieder Streit mit seinem Freund. Dabei ist er momentan der einzige, der wirklich für Gretchen da ist.
Außerdem hat Mehdi recht. Es ist sicherlich eine Last für Mehdi von Marcs „Ausrutscher“ zu wissen und Gretchen gegenüber so zu tun, als ob alles in Ordnung sei. Es tut ihm leid, dass er seinen Freund am Telefon so angefahren hatte. Schließlich konnte Mehdi nun mal gar nichts dafür. Das hatte Marc sich ausnahmsweise alleine eingebrockt. Und aufgrund seiner Reaktion kann er sich noch nicht einmal sicher sein, dass Mehdi wirklich dicht hält. Vielleicht sieht er ja doch wieder eine Chance Gretchen nahe zu kommen.
Marc nimmt sein Handy erneut ans Ohr und wählt Mehdis Nummer. Aber er bekommt nur ein Besetztzeichen.
„Scheiße!“
Marc probiert es noch ein paar Mal innerhalb der nächsten zehn Minuten, aber immer hört er nur dieses gleichbleibende Tut – tut – tut – tut … Entnervt lässt er sein Handy auf dem Sofa liegen und holt sich einen Whisky. Die braune Flüssigkeit hinterlässt ein warmes Gefühl in seinem Hals. Er schlurft ins Bad und betrachtet sich lange im Spiegel.
Plötzlich reißt ihn ein Klingeln aus seinen Gedanken. Er geht zurück ins Wohnzimmer und greift zu seinem Handy.
„Ja?“ „Du hast nochmal angerufen?“ „Mehdi … bei dir war andauernd besetzt.“ „Ja … ich … also … ich hatte noch was zu klären. Also?“ „Es tut mir … leid wegen gerade eben. Hör zu, Mehdi, ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Ich muss darüber nachdenken.“ „Vielleicht würde es helfen, wenn du mit dieser … Psychologin reden … würdest?“ „Ähm … nee, ganz bestimmt nicht … nachher denkt die noch … ich … will was von der, wenn ich … nee … nee.“ „Und wie willst du dann rausfinden, was … da war?“ „Ich weiß es nicht, Mehdi. Ich klär das schon … irgendwie.“ „Ah ja.“ „Mensch, Mehdi, sag bloß Gretchen nichts davon.“ „Ähm … hast du überhaupt eine Ahnung, was du da gerade von mir verlangst, Marc?“ „Okay … dafür schulde ich dir was. Also? Hältst du dicht?“ „Gut.“ „Danke, mein Freund.“ „Äh, Marc, glaub bloß nicht, dass ich das für dich tu. Ich werd Gretchen davon nichts erzählen, weil DAS kannst du schön selber machen. Hast ja genug Erfahrung darin, Gretchen zu verletzen.“ „Aber … das will ich doch gar nicht mehr.“ „Tja, das hättest du dir dann mal überlegen sollen, bevor du durch die Gegend vögelst, während deine … Freundin in Afrika ist, was ja DEIN Wunsch war.“ „Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich betrunken war.“ „Ach. Und das nimmst du jetzt als Rechtfertigung, oder was?“ „Nein, natürlich nicht. Wenn es nur um mich ginge, dann wär mir das alles ja auch egal, aber Gretchen … scheiße, Mehdi … ich kann ihr das nicht sagen.“ „Marc, wir drehen uns im Kreis. Mach was! Klär die Sache. Ich würd ja gern weiter deinen Seelentröster spielen, aber ich muss jetzt wirklich. Gigi und Gretchen warten bestimmt schon.“ „Ja, okay. Mehdi?“ „Hm?“ „Ich schulde dir wirklich was.“ „Schon gut, Marc. Aber wunder dich nicht, wenn ich irgendwann drauf zurück komme.“ „Danke.“
Marc legt auf. Trotz allem ist Mehdi nun mal sein bester Freund und eigentlich weiß er – trotz der ganzen Unwegsamkeiten, die die beiden in den letzten Jahren durchlebt haben – dass er sich auf Mehdi verlassen kann. Und er braucht gerade nichts dringender als einen Freund … zum Reden.
Marc stellt fest, dass er, seit er Arzt geworden ist, eigentlich keine richtigen Freunde hat. Hatte er überhaupt jemals richtige Freunde außer Mehdi? Klar, er hatte einige Kumpels, mit denen er sich zum Golf traf, aber auch das hat er in den letzten Jahren eher schleifen lassen. Aber Mehdi war immer für ihn da. Durch Mehdis Affäre mit Gretchen war ihre Freundschaft zwar zwischenzeitlich ins Stocken gekommen, aber letzten Endes hatte genau Mehdi doch dafür gesorgt, dass Marc und Gretchen zusammenfanden.
Und jetzt hat er Mehdi mal wieder zwischen die Fronten gestellt. Loyalität gegenüber ihm oder Gretchen. Eine/n musste er belügen. Und er ist froh, dass er in diesem Fall nicht in Mehdis Haut steckte.
Meine Lieben, ich weiß gar nicht, was ich zum heutigen Kapitel groß schreiben soll. Es schließt sich direkt an das gestrige an, allerdings gucken wir nochmal nach Afrika - nennen wir es einfach: Übergangskapitel.
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XVIII/01 Afrika Ärzte-WG – Abend
„Mehdi, wo warst du denn so lange? Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“ „Jetzt bin ich ja wieder da.“ „Gut, Mausi, dann können wir ja los.“ „Ja, gleich. Und, Mehdi?“
Gretchen schaut ihren Freund fragend an.
„Alles gut, Gretchen.“ „Sicher?“ „Ja, wirklich. Also, dann lasst uns mal anstoßen.“
Mehdi öffnet die Weinflasche und schenkt allen ein Glas ein. Das wird hier vorläufig ihr letzter Abend in der Stadt sein, weswegen sie auch noch mal richtig feiern gehen wollen. Ab morgen wollen sie ihren Plan in die Tat umsetzen und weiter ins Landesinnere reisen um dort Menschen zu helfen, die ihre Hilfe sicherlich dringend benötigen. Sie sind sich der Gefahren bewusst, aber sie gehen ja nicht allein. Der Bruder eines Arztes des hiesigen Krankenhauses kennt sich bestens aus im Land und wird mit ihnen auf Reisen gehen. Vier Wochen sind erst einmal eingeplant. Dann wollen sie zurückkommen und die nächste Tour planen.
Gretchen ist es, der am meisten vor dieser Reise graut. Sie weiß einfach nicht, was die drei Ärzte erwarten wird und mit welchen Gefahren tatsächlich zu rechnen ist. Aber Mehdi und Gigi waren immer so von ihrer Idee begeistert, dass sie sich ihnen angeschlossen hat. Eigentlich würde sie lieber in der Stadt bleiben, aber das kann sie ihren Freunden nicht antun.
Das erste Glas Wein trinkt Gretchen auf ex, was natürlich auch ihren beiden Freunden nicht vorenthalten bleibt.
„Ähm, Gretchen? Alles in Ordnung?“ „Jaja, bin nur … ein bisschen nervös … äh …“ „Das sind wir doch auch. Machst du dir Sorgen?“ „Ein bisschen, ja.“ „Brauchst du nicht, wir sind doch bei dir.“ „Ich weiß, Mehdi, aber trotzdem … irgendwie hab ich so ein … komisches Gefühl … im Bauch … ich weiß doch auch nicht.“ „Na kein Wunder, Mausi, du verträgst keinen Alkohol. Und dann kippst du gleich mal ein Glas Wein im Ganzen hinunter. Brauchst dich jetzt also gar nicht wundern.“ „Ja, Mama.“
Die drei gucken sich an und fangen an zu lachen. Gretchens flaues Gefühl im Magen bleibt allerdings weiterhin bestehen.
„So, Mädels. Seid ihr soweit? Dann wollen wir uns ein letztes Mal in die Zivilisation stürzen. Darf ich bitten?“
Mehdi erhebt sich als erstes und winkelt beide Arme seitlich an. Gigi und Gretchen erheben sich und hängen sich – jede an einer Seite – bei ihm ein. Gretchen lässt nur kurz von Mehdi ab, als der die Wohnung abschließt. Auf der Straße hängt sie sich wieder bei ihm ein. Die drei steuern eines der Touristenviertel an, in denen für genügend Unterhaltung gesorgt wird und betreten eine Bar. Hier fallen sie gar nicht mehr auf, denn überall sieht man Menschen wie sie – hauptsächlich sind es Touristen, die Party machen. Die Musik ist gut und sehr an europäische Verhältnisse angepasst. Fast ein Stückchen Heimat.
Sie lassen sich am Tresen nieder und Mehdi bestellt für sich und die Mädels Cocktails. Nach kurzer Zeit schaut Gigi ganz verstohlen zur Tanzfläche, was Mehdi nicht entgeht.
„Willst du vielleicht tanzen?“ „Ja, schon, aber … Gretchen, kommst du mit tanzen?“ „Nee, geht mal lieber alleine. Mir ist irgendwie nicht danach.“ „Sicher, dass wir dich alleine lassen können?“ „Ja, keine Angst, ich lauf schon nicht weg.“ „Gut.“
Mehdi und Gigi rutschen von den Barhockern und bewegen sich auf die Tanzfläche. Gretchen beobachtet die beiden und denkt, dass die beiden eigentlich wirklich ein ganz süßes Paar abgeben würden. Bisher hatte sie allerdings noch nicht gesehen, dass sich zwischen den beiden etwas entwickelte – mit Ausnahme des kleinen Kusses, den sie gestört hatte. Sie seufzt.
„Was denn? So eine schöne Frau sitzt so traurig alleine in einer Bar?
Gretchen blickt von dem Cocktail auf, in dem sie gerade noch mit ihrem Strohhalm herum gestochert hat.
„Wie bitte?“ „Oh, entschuldigen Sie. Wie unhöflich. Meyer mein Name, Timo Meyer.”
Als Gretchen den Namen Meyer hört, macht ihr Herz einen kleinen Hüpfer. Sie schaut ihr Gegenüber neugierig an. Nein, dieser Mann hatte so gar keine Ähnlichkeit mit ihrem Marc. Er war etwas kleiner als Marc, sein Gesicht bei weitem nicht so wohlgeformt wie das von Marc. Sein Haar war viel kürzer und ihm fielen keine Strähnen ins Gesicht und er hatte eine irgendwie schiefe Nase. Trotzdem war ihr seine Erscheinung nicht unangenehm. Wieder seufzt sie.
„Darf ich sie noch auf einen Cocktail einladen?“ „Nein, lieber nicht. Ich spür den hier schon ziemlich doll.“ „Na gut, dann ne Cola?“ „Sie lassen wohl nie locker?“ „Nicht bei solch einer hübschen Frau.“
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15.08.2011 21:18
Antworten
Ich stürze mich gleich in die Arbeit (es wird ein langer Tag heut) und stell euch noch schnell das Kapitel ein.
(es ist endlich soweit. danke für deine Hilfe)
Geht leider nicht anders wegen Arbeit.
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